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Einleitung zu sensomotorischen Störungen

Was sind sensomotorische Störungen?

Missempfindungen als sensomotorische Störungen - Behandlung durch die PohltherapiePatienten suchen uns wegen Vorgängen in ihrem Organismus auf, die sie als störend empfinden. Grob unterteilen lassen sich diese Störungen in Missempfindungen und Bewegungsstörungen. Da die Sensomotorik eine Einheit darstellt, treten diese Störungen stets gleichzeitig auf. Jedoch wird eines von beiden stärker empfunden - entweder die Missempfindung oder die Bewegungsstörung.

Missempfindungen

Missempfindungen, derentwegen uns die Patienten aufsuchen, werden als inadäquat erlebt. Patienten suchen professionelle Hilfe, wenn sie zum Beispiel

  • ständig Schmerzen haben, obwohl gar keine akute Verletzung vorgelegen hat
  • die akute Verletzung längst vorbei ist, die Schmerzen aber fortbestehen
  • ihnen ständig übel ist
  • sie Kopfschmerzattacken haben, die mit Übelkeit und Erbrechen einher gehen

Hypersensibilisierung / Überempfindlichkeit

Häufig besteht die Missempfindung in einer Hypersensibilisierung der Rezeptoren, also der winzigen Sinnesorgane an den Enden der Nervenverzweigungen, die in Muskeln und Bindegewebe / Faszien liegen. Immer sind an den Orten der Missempfindungen druckschmerzhafte Stellen. Das heißt, wenn man auf Muskeln oder Bindegewebe / Faszien drückt, wo die unangenehme Empfindung lokalisiert wird, tut es weh (was normalerweise in der ausgeübten Druckstärke schmerzfrei wäre).

Beispiele für Überempfindlichkeit:

  • Geräusch- und Lichtempfindlichkeit bei Migräne (Migräne)-Hyperakusis (krankhafte Überempfindlichkeit gegenüber Schall)
  • schmerzende Stellen auf physikalische Reize wie Kälte (manchmal auch auf Hitze)
  • Berührung und Zug
  • Spüren von Herzschlag und Puls
  • chemische Reize wie bei Allergien oder Nahrungsunverträglichkeit

Bewegungsstörungen

Bei Bewegungsstörungen gibt es allgemeine Vorstellungen darüber, was als normal oder adäquat gilt. Wenn jemand humpelt, solange er eine akute Verletzung am Fuß hat oder ein Bein eingegipst ist, wird jeder das als adäquat empfinden. Wenn aber jemand hinkt, obwohl er keine Schmerzen am Fuß oder Bein (mehr) hat, so wird er oder seine Umgebung das als inadäquat empfinden. Ebenso halten wir es für normal, wenn wir uns beim Sprechen ab und zu einmal verhaspeln. Passiert uns das jedoch ständig, werden wir zu dem Schluss kommen, dass wir ein behandlungsbedürftiges Stottern haben.

Bei den Bewegungsstörungen sind die individuellen Grenzen, was als normal oder als noch tolerabel oder überhaupt bemerkt wird, ausgeprägter als bei den sensorischen Beschwerden. Manche Patienten klagen zum Beispiel über Nackenschmerzen, meinen aber die Bewegung des Nackens (Nacken) bzw. Halses (Kopf drehen). Andere Menschen leiden unter Angstzuständen oder Depressionen (Angst und Depression). Die Einschränkung der Atembewegung, die damit einhergeht, ist ihnen kaum bewusst. Sie spüren eher einen »Stein auf der Brust«.

Das sensomotorische System

Missempfindungen (einschließlich Überempfindlichkeiten) und Bewegungsstörungen treten immer zusammen auf. Meist ist der motorische Teil eher im Hintergrund des Bewusstseins, da er als weniger störend empfunden wird. In einigen Fällen steht der motorische Anteil stärker im Vordergrund der Wahrnehmung: so zum Beispiel beim Stottern, beim Schreibkrampf oder manchmal bei Restless legs. Erst wenn die Patienten beginnen, bewusst darauf zu achten, bemerken sie, dass auch mit diesen Bewegungsstörungen unangenehme Empfindungen an bestimmten Stellen des Körpers verbunden sind.

Bewusst wird hier nicht unterschieden zwischen körperlichen und seelischen Missempfindungen. Diese Unterscheidung – Schmerz gilt zum Beispiel als körperlich, Angst dagegen als seelisch – ist lediglich eine Konvention unseres Kulturkreises, sie wird in anderen Kulturen nicht getroffen. Es handelt sich immer um sensomotorische Störungen, wobei der sensorische Anteil unterschiedliche Erlebensqualitäten an unterschiedlichen Körperpartien beinhalten kann.

Lokalisierung von Missempfindungen

Alle Missempfindungen können sich körperlich lokalisieren lassen: „Wo, an welcher Stelle Ihres Körpers spüren Sie Angst?“ oder: „Wo empfinden Sie denn die Übelkeit?“ oder „Wo spüren Sie den Heißhunger?“ oder „Wo sitzt denn bei Ihnen die Müdigkeit?“. Patienten können diese Fragen ohne weiteres beantworten, da sie diese Missempfindungen mit ihrem sensorischen System wahrnehmen. Wenn wir den Lokalisationsangaben der Patienten nachgehen, können wir durch Anschauen, Spüren, aktives oder passives Bewegen immer auch die Bewegungseinschränkung oder -störung an eben diesen Stellen finden.

Die Behandlung der Beschwerden mit der Pohltherapie® dient immer gleichzeitig der Beseitigung von Missempfindung und Bewegungsstörung.

Sensomotorische Störungen – und damit das Behandlungsspektrum der Pohltherapie® – sind sehr vielfältig:

Hauptkategorien von Beschwerden

Lokalisation der Beschwerden

Therapeuten, die sensomotorische Störungen behandeln, finden Sie auf der Therapeutenliste.

Chronische Schmerzen

Chronische Schmerzen, wie im Kopfbereich, treten immer wieder auf - Behandlung durch die PohltherapieEs gibt chronische Schmerzen, die

  • ständig da sind
  • in wiederkehrenden Zeitintervallen auftreten
  • sich nur unter bestimmten Umständen bemerkbar machen oder verschlimmern (z.B. nach längerem Sitzen, Liegen oder Gehen, bei bestimmten Bewegungen etc.).

Gemeinsam ist all diesen chronischen Schmerzen, dass sie nicht wie akute Schmerzen wieder verschwinden, sobald eine Verletzung abgeheilt ist.

Am quälendsten sind chronische Schmerzen, die nie aufhören. Sie können über Jahre das Leben begleiten und es gibt keine Möglichkeit, ihnen zu entrinnen (indem man zum Beispiel bestimmte Bewegungen vermeidet). Das ruft Gefühle von Hoffnungslosigkeit und Ausgeliefertsein hervor. Suizide aufgrund chronischer Schmerzen sind nicht selten.

Schmerzempfinden

Unter allen chronischen Missempfindungen ist Schmerz der am häufigsten Beklagte. Schmerz kann am ganzen Körper sowie an allen Körperteilen wahrgenommen werden. Es gibt unterschiedliche Schmerzqualitäten wie bohrend, stechend, dumpf, schneidend, brennend. Hat die Stärke eines chronischen Schmerzes ein bestimmtes Level überschritten, zieht er alle Aufmerksamkeit der Betroffenen auf sich und kann zum lebensbestimmenden Thema werden. Jegliche Konzentration auf andere Themen fällt schwer oder ist gar unmöglich. Nicht selten sind Berufsunfähigkeit, Partnerschaftsprobleme und soziale Isolation die Folge.

Schmerzentstehung

Unterschiedliche Schmerzqualitäten werden von Schmerzrezeptoren übermittelt. Schmerzrezeptoren sind winzige Sinnesorgane, die sich an den Endpunkten der feinen Verzweigungen der Nerven befinden. Chemische und physikalische Änderungen nehmen wir in der Umgebung der Schmerzrezeptoren wahr. Im Falle des chronischen Schmerzes schlagen die Nervenzellen sozusagen ständig Alarm, obgleich akut keine Gefährdung des Betroffenen besteht.

Die allermeisten chronischen Schmerzen kommen von außen, also aus Muskulatur und/oder Unterhaut-Bindegewebe. Meist fühlen sie sich an, als kämen sie von weit innen unseres Körpers.

Unterscheidung von chronischen Schmerzen

Besonders häufig treten chronische Schmerzen am Rücken, Kopf, Nacken, Schultern, Hüften und Knien auf. Je nach Lokalisation unterscheiden wir:

Schmerzursache

Die Ursache von Schmerzen wird in der Orthopädie gewöhnlich auf Arthrose, Abnutzungserscheinungen, degenerative Erkrankungen, Bandscheibenschäden, Wirbelsäulenverkrümmungen, Sehnenscheidenentzündung, Carpaltunnelsyndrom, Epicondylitis, Tennisellbogen, eingeklemmte Nerven, Schleimbeutelentzündung (Bursitis) und Ähnliches zurückgeführt, in der Neurologie auf Nervenschäden und in der Psychologie und Psychiatrie auf psychische Probleme.

All diesen chronischen Schmerzen, sofern sie nicht wie in seltenen Fällen durch maligne Prozesse wie Krebs bedingt sind, liegen chronische Verspannungen in Muskulatur und Bindegewebe zugrunde. Selbst sichtbare Arthrosen auf dem Röntgenbild sind gewöhnlich nicht die Ursache der Schmerzen. Denn die Arthrose selbst, der Abrieb an den Knorpelflächen der Knochen, kann nicht schmerzen, da im Knorpel keine Schmerzrezeptoren sind. Die Schmerzen bei Arthrose kommen vielmehr von den Muskel- und Bindegewebsverspannungen rings um das Gelenk. Ähnliches gilt für die anderen „orthopädischen“ Diagnosen. Siehe Artikel

Begutachtung chronischer Schmerzen

Chronische Schmerzen werden hier nicht als Folge von Nervenschäden verstanden. Vielmehr werden Nervenschmerzen selbst als Folge der Einklemmung von Nervenästen durch verspannte Muskeln gesehen bzw. als Folge des Drucks auf die Nervenendpunkte mit den Schmerzrezeptoren in verspanntem Unterhautbindegewebe.

Auch gelten Schmerzen nicht als rein psychisch, psychosomatisch oder somatoform, denn es lässt sich bei all diesen chronischen Schmerzen eine körperliche Veränderung finden. Diese liegt in Muskulatur und/oder Bindgewebe. Dem widerspricht nicht, dass sich chronische Schmerzen in bestimmten Belastungssituationen verstärken. Der Organismus reagiert in solchen Situationen mit einer Zunahme von Anspannung und Missempfindung, also auch mit einer Zunahme von Schmerz.

Chronische Schmerzen und Verspannungen

An verspannten Muskeln findet man häufig tastbare kleine Knubbel, die auf Druck schmerzempfindlich sind. Sie sind meist nur ein Paar Millimeter groß, manchmal auch größer, mal rund, mal länglich, mal unregelmäßig geformt. Man nennt sie Myogelosen oder englisch: Triggerpoints - deutsch: Triggerpunkte. Verspannungen mit solchen schmerzhaften Punkten bilden sich häufig bei Fehlhaltungen. Diese wiederum können folgende Ursachen haben:

  1. Negatives Erleben
    Wenn ein Mensch sehr viel oder ausgeprägt Negatives erlebt, ständig unter Stress und Leistungsdruck steht, zieht er sich automatisch zusammen, als wolle er sich gegen alles wappnen. Automatisch deswegen, weil dieser Vorgang von unwillkürlichen, unbewussten Teilen des Gehirns gesteuert wird und nicht von den willkürlichen, mit denen wir unsere bewussten Bewegungen steuern.
    An den besonders verspannten Stellen entwickelt sich eine Überempfindlichkeit und Überreaktion. Das bedeutet, die betroffenen Muskeln reagieren auf negative Einflüsse - sei es nur auf einen kalten Luftzug - mit stärkerer Kontraktion und stärkeren Beschwerden.

  2. Verletzungen
    Auch durch mögliche Verletzung, Prellung, Quetschung, Zerrung, Bruch, Wunde, Operation oder ein Trauma zieht sich der Mensch an bestimmten Stellen dauerhaft zusammen. Sogar können nach dem Tragen eines Gipses an Arm oder Bein Dauerverspannungen in Muskulatur und Bindegewebe/Faszien entstehen. Arm oder Bein sind wie eingefroren in der Stellung, die sie im Gips hatten, und die Versteifung zieht sich weit in den Körper hinein. Auch um Narben bilden sich Dauerverspannungen, meist im Bindegewebe, die sich früher oder später schmerzhaft bemerkbar machen. Manchmal fangen alte Verletzungen oder Prellungen erst nach zwanzig oder dreißig Jahren an zu schmerzen.

  3. „Dumme Angewohnheiten“
    Auch durch „dumme Angewohnheiten“, wie z.B. Tag für Tag in vorgebeugter Haltung im Auto oder am Schreibtisch zu sitzen, ständig mit dem Gewicht auf einem Bein zu stehen, ständig den Bauch einzuziehen, ständig die Augen zusammen zu kneifen usw., programmieren wir Hirn, Muskeln und Bindegewebe / Faszien eine Dauerspannung ein. Nach einer Weile sind wir steif, fühlen uns entsprechend und fangen an, spezifische Beschwerden zu entwickeln.

  4. Äußere Faktoren
    Äußere Faktoren, die zu Dauerkontraktionen in Muskulatur und/oder Bindegewebe / Faszien und damit zu Myogelosen und Fehlhaltungen führen können, sind zum Beispiel: Zu niedrige Arbeitsplatten, zu niedrige Sitze, zu weit entfernter Monitor, unkorrigierte Kurzsichtigkeit etc.

Um chronische Schmerzen dauerhaft aufzulösen, ist es nicht nötig, diese Ursachen in der Vergangenheit minutiös zu rekonstruieren. Wichtig ist vielmehr, Faktoren ausfindig zu machen, die zur Aufrechterhaltung der Dauerkontraktionen beitragen, diese entweder abzuschaffen oder einen anderen Umgang mit ihnen zu lernen.

Chronische Schmerzen und Depression

Chronische Schmerzen treten häufig zusammen mit Depression (siehe Angst und Depression) auf. Sie können ab einer gewissen Stärke dazu führen, dass sich die Atemmuskulatur verspannt, wodurch es zu einer depressiven Stimmung kommt. Es ist daher nahezu unmöglich, bei stärkeren Schmerzen über längere Zeit fröhlich und unternehmungslustig zu bleiben. Umgekehrt führt die Schwerbeweglichkeit bei Depression sehr oft zu chronischen Schmerzzuständen. Schmerz und Depression sind also nahe Verwandte. Beide sind körpertherapeutisch behandelbar, da beiden chronische Verspannungen in Muskulatur und Bindegewebe / Faszien zugrunde liegen.

Siehe Artikel

pdfSchmerztherapie ohne Chemie

pdfNackenschmerzen

pdfAlles psychosomatisch?

pdfPsychosomatik – eine neue Sichtweise

Zur Beschreibung der einzelnen Schmerzzustände und deren Behandlung suchen Sie bitte nach dem jeweiligen Körperteil (Kopf, Hals etc.).

Auf der Therapeutenliste finden Sie Schmerztherapeuten.

Angst und Depression

Angst und Depression treten häufig zusammen mit chronischen Schmerzen auf - Behandlung durch die PohltherapieAngst und Depression treten häufig zusammen mit chronischen Schmerzen aufAngst und Depression sind nach Schmerz die zweit- und dritthäufigsten Missempfindungen. Sie kommen sowohl einzeln als auch häufig gemeinsam oder miteinander abwechselnd vor.

Häufig treten Angst und Depression zusammen mit chronischen Schmerzen oder anderen Missempfindungen und Funktionsstörungen auf.

Sensomotorische Störung

Sowohl Angstzustände als auch Depressionen werden im Allgemeinen als rein psychische Phänomene verstanden, die allenfalls körperliche Korrelate aufweisen. Hier wird dagegen die Meinung vertreten, dass es sich ebenso wie bei Schmerz um Missempfindungen handelt, also um Sinnesempfindungen mit emotional negativer Bewertung. Wie alle Missempfindungen weisen auch Angst und Depression eine Bewegungseinschränkung auf (hauptsächlich in der Atemmuskulatur). Es handelt sich also um sensomotorische Störungen. Als solche sind sie mit chronischen Schmerzen eng verwandt und treten daher häufig mit diesen zusammen auf. Alle drei Arten von Störungen (Angst, Depression und chronischer Schmerz) sind mit den gleichen Methoden körpertherapeutisch behandelbar (Die Behandlung).

Zu Angst und Depression gehören

Beschreibung von einzelnen Beschwerden bei Angst und Depression und deren Behandlung: Angst und Depression

Therapeuten, die psychische Störungen vom Körper aus behandeln, finden Sie in der Therapeutenliste.

Andere Missempfindungen

Missempfindungen wie Kribbeln, Taubheitsgefühle, Brennen, Schwächegefühle, Fremdkörpergefühle, Enge- und Druckgefühle kommen oft aus dem Bindegewebe der Haut und Unterhaut und sind dort behandelbar.

Was sind Missempfindungen?

Außer Schmerz, der häufigsten und bekanntesten Missempfindung, gibt es sehr viele andere unangenehme Empfindungen. Diese Missempfindungen sind zwar oft nicht so deutlich lokalisierbar und definierbar wie Schmerz, können aber mindestens genauso quälend sein.

Missempfindungen sind oft schwer beschreibbar

Manche dieser Missempfindungen sind so individuell, so diffus, so schwer fassbar, dass es keinen Namen für sie in der deutschen Sprache gibt.

"Wissen Sie, ich kann das Gefühl an meinen Beinen gar nicht beschreiben, aber es ist einfach furchtbar. Es kostet mich den letzten Nerv".

Die Betroffenen bemühen sich daher oft um irgendwelche Umschreibungen dessen, was sie so unangenehm empfinden ("wie ein Helm auf dem Kopf", "wie eine Raupe, die sich durchfrisst", "wie klebrige Watte", "als ob die Energie abgezogen wird" etc., etc. ). Möglich ist primär alles.

Missempfindungen stören empfindlich das Allgemeinbefinden

Sie können

  • "nerven", ("Macht mich verrückt", "Ich könnte aus der Haut fahren!")
  • zu einer innerlichen Fixierung führen "(ich kann an nichts anderes mehr denken")
  • Insgesamt gereizt und nervös machen.
  • Schlafstörungen bewirken ("Ich wälze mich nachts herum, weil ich ständig dieses unangenehme Gefühl am Unterschenkel habe")
  • Das ganze Leben unerträglich machen (das kann bis zum Suizid gehen)

Menschen mit Missempfindungen stoßen oft auf Unglauben

Auf Außenstehende wirken die Beschreibungen und Klagen oft bizarr. Wer die jeweilige Missempfindung selbst nicht hat, kann sie sich kaum vorstellen (im Unterschied zu Schmerz, den jeder in irgendeiner Form kennt). Man reagiert daher oft mit Unverständnis und glaubt, dass die Betroffenen "sich nur anstellen", übertreiben, sich alles nur einbilden oder hypochondrisch sind. Nichts davon ist wahr. Das bringt die Betroffenen in eine schwierige Lage. Sie leiden zusätzlich zu ihren Missempfindungen unter dem Unverständnis ihrer Umgebung. Manchmal zweifeln sie am eigenen Verstand.

Was Ärzte über Missempfindungen oft nicht wissen

In der klassischen Medizin gibt es eine einzige Erklärung für Missempfindungen: Nervenschäden. Natürlich sollte man solche Missemfindungen zuerst neurologisch untersuchen lassen und organische Ursachen ausschließen. Bei vielen Missempfindungen findet man neurologisch aber keine Ursache. Die Nerven sind intakt. Dann können die meisten Ärzten mit diesen seltsamen unangenehmen Empfindungen nicht viel anfangen. Sie halten sie dann für psychosomatisch, rein psychisch bedingt, nur im Kopf des Betreffenden vorhanden. Da sie mit ihren Untersuchungsmethoden keine körperliche Ursache finden können, nehmen sie die Patienten häufig nicht mehr recht ernst.

Damit tun sie den Betroffenen sehr unrecht, denn deren Leiden sind sehr real. Es gibt eine körperliche Grundlage ihrer Missempfindungen. Wie wir in der Pohltherapie herausgefunden haben, sind sie auf Verspannungen in den Muskeln, mehr aber noch auf Verspannungen im  Bindegewebe der Haut und Unterhaut zurück zu führen. Das hat die Medizin bisher nur leider noch nie untersucht. Mehr dazu unter Woher kommen Missempfindungen?

Die häufigsten beschreibbaren Missempfindungen stehen hier im Verzeichnis:

  • Gefühl von Spannung (besonders an Nacken, Kopf und Schultern)
    Mehr steht unter Spannungsgefühle
  • "Einschlafen" von Gliedmaßen, Kribbeln, "Ameisenlaufen" pelziges und taubes Gefühl besonders in Füßen, Händen, Armen, Beinen, Gesicht, Beckenboden.
    Näheres dazu unter Parästhesien, Kribbeln, Taubheitsgefühle
  • Fremdheitsgefühle von Körperteilen (in Füßen, Händen, Armen, Beinen, Gesicht, Beckenboden) und Entfremdungsgefühle gegenüber dem Körper oder der Welt (meist von Augen oder Kopf ausgehend).
    Mehr dazu unter Fremdheits- und Unwirklichkeitsgefühle
  • Ständige Müdigkeit (besonders an Kopf, Augen, Rücken, Beinen), mehr dazu unter Müdigkeitsgefühle
  • Subjektives Gefühl von Schwäche (vor allem in den Beinen, in der Hüfte, im Arm). Näheres dazu unter Schwächegefühle
  • Gefühl, als habe man einen Fremdkörper in sich (im Hals, im Ohr, unter der Fußsohle, im Anus etc.). Mehr dazu finden Sie unter Fremdkörpergefühle
  • Überempfindlichkeiten auf Licht, Temperatur, Berührungen, Geräusche (Hyperakusis), Mehr dazu unter Überempfindlichkeit auf Reize
  • Druckgefühle und Engegefühle (auf den Ohren, im Hals, im Kopf, im Brustkorb, auf oder in den Augen, auf dem Herzen etc.)
    Mehr dazu unter Druck- und Engegefühle
  • Brennen und Brennschmerzen (am Rücken, an den Fußsohlen, in der Harnröhre). Näheres unter Brennen
  • Jucken, Juckreiz ohne Veränderung an der Haut (in Füßen, Händen, Armen, Beinen, Gesicht, Beckenboden)
  • Kitzelgefühle (im Hals, im Knie etc), sind verwandt mit Fremdkörpergefühlen

Was kann man gegen Missempfindungen ohne organischen Befund tun? 

Was man mit der Pohltherapie gegen Missempfindungen tun kann, finden Sie unter Wie man Missempfindungen behandelt.

Woher kommen diese Missempfindungen?

Leider gibt es insgesamt sehr wenige Untersuchungen zu anderen Missempfindungen als Schmerz. Obwohl Millionen Menschen darunter leiden, werden Missempfindungen von der Wissenschaft bisher kaum ernst genommen. Die Ursachen sind daher kaum erforscht.

Die medizinische Sichtweise von Nerven oder Psyche:

Von einem Teil dieser Missempfindungen meint man in der Medizin, sie seien durch Störung oder Schädigung von Nerven verursacht. So gelten Brennen und brennender Schmerz als neuropathische Schmerzen. Gegen solche "Nervenschmerzen" wird im Allgemeinen ein Medikament namens Lyrika verordnet, das allerdings nicht heilt, sondern im besten Fall die Empfindungen in den Hintergrund drängen kann. Die Patienten berichten außerdem von starken, individuell unterschiedlichen Nebenwirkungen. Von Beschwerden wie Parästhesien, Kribbeln, Taubheitsgefühle usw. glaubt man, dass sie ausschließlich durch Nervenirritationen durch Einklemmungen eines bestimmten Nervs an der Wirbelsäule (z.B. durch Bandscheibenvorfälle) verursacht seien, in dessen Versorgungsgebiet sich die Missempfindungen zeigen. Operationen helfen manchmal gegen die Missempfindungen, aber längst nicht immer. Ein Teil der Missempfindungen bleibt danach bestehen. Manchmal findet man auch gar keine Ursache am Nerven, die man operieren könnte. Das Gleiche gilt für unspezifische "Polyneuropathien" bei denen ein ganzes Gebiet, z.B. ein ganzes Bein, die Missempfindungen aufweist, also z.B. taub ist. Für die Entstehung dieser unspezifischen Polyneuropathien gibt es allerdings - anders als bei organisch bedingten (z.B. durch Diabetes) keine Erklärung - und daher auch keine ursächliche Behandlung.

Kann man in der Medizin keine Störung eines bestimmten Nerven und auch keine allgemeine neurologische Störung ausmachen - was bei den meisten Missempfindungen der Fall ist - hat man eigentlich keine Erklärung für diese merkwürdigen subjektiven Beschwerden. Dann hält man die Missempfindungen für rein psychisch bedingt, für psychosomatisch oder für somatoforme Störungen. Das heißt, man glaubt, den Missempfindungen liege keinerlei körperliche Ursache zugrunde, sie existierten nur im Kopf der Betroffenen Sie bildeten sich ihre unangenehmen Empfindungen mehr oder weniger nur ein.
Das empfinden die Betroffenen als schweres Missverständnis, denn sie leiden ganz konkret körperlich unter ungemeinen quälenden Beschwerden.

Körpertherapeutische Sichtweise aus dem Bindegewebe:

In zwanzig Jahren Untersuchung und Behandlung von Patienten mit dieser Art von Beschwerden mit der Pohltherapie® konnten wir feststellen: Die meisten ihrer Missempfindungen kommen aus dem Bindegewebe / Faszien der Haut und Unterhaut. Sie kommen nicht von den Nerven selbst, sondern fast immer von den winzigen Rezeptoren an den Nervenendpunkten in verspanntem Bindegewebe / Faszien. Im Bindegewebe / Faszien gibt es ein Netzwerk von winzigen miteinander verbundenen Fasern, die Fibroblasten, die das Gewebe flächig zusammen ziehen können. Das sieht man zum Beispiel, wenn eine Wunde sich verschließt. Wenn sich dieser Kontraktionszustand nicht wieder löst, kann es Probleme geben.

Mit der tastenden Hand kann man von außen leicht feststellen, dass die Haut sich genau da, wo die Patienten ihre Beschwerden zeigen, hart und fest anfühlt und sich kaum abheben oder verschieben lässt. Genau von diesen Stellen gehen die Beschwerden aus. Selbst, wenn die Patienten ihre Missempfindungen innen lokalisieren (im Bauch, im Kopf, im Knie, im Knochen), kommen sie doch fast immer von außen, und zwar genau von der Stelle außen, wo sie innen ihre Missempfindung zeigen. Behandelt man die Haut und Unterhaut an dieser Stelle, verschwindet die Missempfindung innen.
Das scheinbar paradoxe gleichzeitige Bestehen von Taubheitsgefühlen und Schmerzen, ist darauf zurück zu führen, dass einzelne Rezeptoren (die das normale Körpergefühl vermitteln), zwar momentan nicht reagieren, andere dafür umso mehr (die Schmerzrezeptoren).

Woher kommen die Bindegewebsverspannungen?

Die Verspannungen und Verfestigungen im Bindegewebe / Faszien können durch viele Faktoren bedingt sein. In Frage kommen zum Beispiel

  • Narben
  • Stumpfe Verletzungen, Prellungen
  • ständiger Druck
  • Fehlhaltungen
  • Unbeweglichkeit
  • dumme Gewohnheiten

Häufig ist das Bindegewebe / Faszien um eine Narbe herum verspannt, manchmal hat sich die Verfestigung von der Narbe aus ausgebreitet. Nach einer Gallenoperation hat sich zum Beispiel der ganze Oberbauch verfestigt, nach einem Kaiserschnitt der ganze Unterbauch. Mehr zum Thema Narben finden Sie unter Narbenschmerzen und Narbenbeschwerden.

Sind stumpfe Verletzungen, Prellungen die Ursache gewesen, haben die Betroffenen den Unfall, der dazu führte, meist längst vergessen. Denn die Missempfindungen an der verletzten Stelle melden sich oft erst Jahre später, wenn sich das Bindegewebe / Faszien im Laufe der zeit immer mehr verfestigt hat.

Ständiger Druck auf eine Stelle des Körpers beim Krückengehen, beim ständig gleichen Aufstützen beim Sitzen auf einem schmalen Fahrradsattel (siehe auch Beckenbodenbeschwerden). Auch diese Ursachen können schon lange her und vergessen sein.

Langjährige Fehlhaltungen wirken sich immer als Versteifung und Fehlbelastung bestimmter Körperteile aus, an denen die Bindegewebsverhärtungen und Missempfindungen entstehen können. Die Hauptfehlhaltungen und deren Auswirkungen finden Sie unter Fehlhaltungen beschrieben.

Unbeweglichkeiten entstehen zum Beispiel durch Eingipsen, Schienen oder sonstiges Ruhigstellen von Gliedmaßen. Nimmt man einen Arm nach 6 Wochen aus dem Gips, ist er genau in der Form "eingefroren" wie er im Gips war. Es sind weniger die verkürzten Muskeln als das feste Bindegewebe, das ihm diese Form verleiht. Unbehandelt verliert er die Steifigkeit oft nie mehr ganz.

Alltagsgewohnheiten sind eine unerschöpfliche Quelle von Bindegewebsverspannungen und Missempfindungen. Man glaubt nicht, wie viele Möglichkeiten es allein beim Sitzen am Computer gibt und was man dabei alles quetschen, zusammen ziehen und/oder angespannt, steif, verdreht und schief halten kann. Und wie jeder Einzelne von all den vielen verschiedenen Möglichkeiten immer wieder die gleiche einnimmt und sich täglich immer wieder das Gleiche antut - ohne es zu merken. Erst Schmerzen und die Missempfindungen aus dem malträtierten Bindegewebe / Faszien machen ihn darauf aufmerksam, dass irgendetwas nicht stimmen kann (siehe auch Ursache Nackenbeschwerden).

Wie und wo Missempfindungen entstehen, erfahren Sie unter den einzelnen Punkten der Navigation rechts.

Was man dagegen tun kann, steht unter Wie man Missempfindungen behandelt.

Therapeuten-Verzeichnis
Ausbildung in Pohltherapie