Einleitung zu sensomotorischen Störungen
Was sind sensomotorische Störungen?
Patienten suchen uns wegen Vorgängen in ihrem Organismus auf, die sie als störend empfinden. Grob unterteilen lassen sich diese Störungen in Missempfindungen und Bewegungsstörungen. Da die Sensomotorik eine Einheit darstellt, treten diese Störungen stets gleichzeitig auf. Jedoch wird eines von beiden stärker empfunden - entweder die Missempfindung oder die Bewegungsstörung.
Missempfindungen
Missempfindungen, derentwegen uns die Patienten aufsuchen, werden als inadäquat erlebt. Patienten suchen professionelle Hilfe, wenn sie zum Beispiel
- ständig Schmerzen haben, obwohl gar keine akute Verletzung vorgelegen hat
- die akute Verletzung längst vorbei ist, die Schmerzen aber fortbestehen
- ihnen ständig übel ist
- sie Kopfschmerzattacken haben, die mit Übelkeit und Erbrechen einher gehen
Hypersensibilisierung / Überempfindlichkeit
Häufig besteht die Missempfindung in einer Hypersensibilisierung der Rezeptoren, also der winzigen Sinnesorgane an den Enden der Nervenverzweigungen, die in Muskeln und Bindegewebe / Faszien liegen. Immer sind an den Orten der Missempfindungen druckschmerzhafte Stellen. Das heißt, wenn man auf Muskeln oder Bindegewebe / Faszien drückt, wo die unangenehme Empfindung lokalisiert wird, tut es weh (was normalerweise in der ausgeübten Druckstärke schmerzfrei wäre).
Beispiele für Überempfindlichkeit:
- Geräusch- und Lichtempfindlichkeit bei Migräne (Migräne)-Hyperakusis (krankhafte Überempfindlichkeit gegenüber Schall)
- schmerzende Stellen auf physikalische Reize wie Kälte (manchmal auch auf Hitze)
- Berührung und Zug
- Spüren von Herzschlag und Puls
- chemische Reize wie bei Allergien oder Nahrungsunverträglichkeit
Bewegungsstörungen
Bei Bewegungsstörungen gibt es allgemeine Vorstellungen darüber, was als normal oder adäquat gilt. Wenn jemand humpelt, solange er eine akute Verletzung am Fuß hat oder ein Bein eingegipst ist, wird jeder das als adäquat empfinden. Wenn aber jemand hinkt, obwohl er keine Schmerzen am Fuß oder Bein (mehr) hat, so wird er oder seine Umgebung das als inadäquat empfinden. Ebenso halten wir es für normal, wenn wir uns beim Sprechen ab und zu einmal verhaspeln. Passiert uns das jedoch ständig, werden wir zu dem Schluss kommen, dass wir ein behandlungsbedürftiges Stottern haben.
Bei den Bewegungsstörungen sind die individuellen Grenzen, was als normal oder als noch tolerabel oder überhaupt bemerkt wird, ausgeprägter als bei den sensorischen Beschwerden. Manche Patienten klagen zum Beispiel über Nackenschmerzen, meinen aber die Bewegung des Nackens (Nacken) bzw. Halses (Kopf drehen). Andere Menschen leiden unter Angstzuständen oder Depressionen (Angst und Depression). Die Einschränkung der Atembewegung, die damit einhergeht, ist ihnen kaum bewusst. Sie spüren eher einen »Stein auf der Brust«.
Das sensomotorische System
Missempfindungen (einschließlich Überempfindlichkeiten) und Bewegungsstörungen treten immer zusammen auf. Meist ist der motorische Teil eher im Hintergrund des Bewusstseins, da er als weniger störend empfunden wird. In einigen Fällen steht der motorische Anteil stärker im Vordergrund der Wahrnehmung: so zum Beispiel beim Stottern, beim Schreibkrampf oder manchmal bei Restless legs. Erst wenn die Patienten beginnen, bewusst darauf zu achten, bemerken sie, dass auch mit diesen Bewegungsstörungen unangenehme Empfindungen an bestimmten Stellen des Körpers verbunden sind.
Bewusst wird hier nicht unterschieden zwischen „körperlichen“ und „seelischen“ Missempfindungen. Diese Unterscheidung – Schmerz gilt zum Beispiel als körperlich, Angst dagegen als seelisch – ist lediglich eine Konvention unseres Kulturkreises, sie wird in anderen Kulturen nicht getroffen. Es handelt sich immer um sensomotorische Störungen, wobei der sensorische Anteil unterschiedliche Erlebensqualitäten an unterschiedlichen Körperpartien beinhalten kann.
Lokalisierung von Missempfindungen
Alle Missempfindungen können sich körperlich lokalisieren lassen: „Wo, an welcher Stelle Ihres Körpers spüren Sie Angst?“ oder: „Wo empfinden Sie denn die Übelkeit?“ oder „Wo spüren Sie den Heißhunger?“ oder „Wo sitzt denn bei Ihnen die Müdigkeit?“. Patienten können diese Fragen ohne weiteres beantworten, da sie diese Missempfindungen mit ihrem sensorischen System wahrnehmen. Wenn wir den Lokalisationsangaben der Patienten nachgehen, können wir durch Anschauen, Spüren, aktives oder passives Bewegen immer auch die Bewegungseinschränkung oder -störung an eben diesen Stellen finden.
Die Behandlung der Beschwerden mit der Pohltherapie® dient immer gleichzeitig der Beseitigung von Missempfindung und Bewegungsstörung.
Sensomotorische Störungen – und damit das Behandlungsspektrum der Pohltherapie® – sind sehr vielfältig:
Hauptkategorien von Beschwerden
- Chronische Schmerzen
- Angst und Depression
- Andere Missempfindungen
- Funktionsstörungen
- Bewegungsstörungen
- Fehlhaltungen
Lokalisation der Beschwerden
- Kopf
- Nacken
- Hals
- Schultern, Arme, Hände
- Brustkorb
- Bauch und Beckenboden
- Angst und Depression
- Rücken und Gesäß
- Hüfte
- Beine
- Füße
- Fehlhaltungen
Therapeuten, die sensomotorische Störungen behandeln, finden Sie auf der Therapeutenliste.