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Fester, flacher Bauch - gut oder schädlich?

Ein fester, flacher Bauch gilt als Ideal von Schönheit, Sportlichkeit und Gesundheit. Er kann aber auch unfit und krank machen. 

Der Bauch als Feind

Der Bauch ist wohl das meist gehasste Körperteil. Einen runden, weichen Unterbauch zu haben, halten die meisten heute für

  • einen Schönheitsfehler
  • eine reine Fettansammlung
  • ein Zeichen von schlaffen, untrainierten Bauchmuskeln

Sie meinen, diesen Bauch bekämpfen zu müssen.

Wie sollte der Bauch idealerweise sein?

Medien und Sportstudios preisen einen ständig festen, flachen Bauch, der sich von außen hart anfühlt, als

  • Schönheitsideal

und als Zeichen von

  • Sportlichkeit
  • Gesundheit
  • Jugendlichkeit

Auch meint man, mit einem festen Bauch die Wirbelsäule zu stützen und dem Rücken etwas Gutes zu tun.
Um dieses Ideal zu erreichen, geben sich viele große Mühe. Sie

  • machen spezielle Gymnastikprogramme
  • stählen die Bauchmuskeln im Fitness-Studio
  • lernen, den Bauch ständig eingezogen zu halten

Ist es sinnvoll, den Bauch intensiv zu trainieren?

"Ständiges Baucheinziehen lässt den Bauch flacher erscheinen."

Stimmt.

Aber!

  1. Bretter-Bäuche sind unnatürlich
    Flache, gerade Bäuche, die wie Bretter aussehen, sind - auch bei den schlanksten Menschen - nicht natürlich.
  2. Ein leicht nach außen gewölbter Bauch ist kein vorstehender Bauch
    Die normale Form des Unterbauchs ist leicht nach außen gewölbt - ganz besonders bei der Frau.
    Leicht vorgewölbt
    • heißt nicht: vorstehend
    • heißt nicht: dick
  3. Vorstehende Bäuche kommen nicht durch schwache Bauchmuskeln
    Vorstehende Bäuche kommen durch
    • Speck und/oder
    • Fehlhaltungen
  4. Vom Einziehen geht der Speck am Bauch nicht weg.
    Der bleibt. Das ständige Angespannthalten des Bauchs vermittelt nur eine Illusion. Ein ständig eingezogener Bauch kann sogar  Heißhungerattacken auslösen und damit den Speck am Bauch vermehren.
  5. Vom Einziehen geht die Fehlhaltung nicht weg
    Bei Fehlhaltungen ist die Bauchmuskulatur nicht erschlafft, sondern der Bauch wird unwillkürlich herausgedrückt. Die Fehlhaltung wird durch Einziehen und Auftrainieren der Bauchmuskeln nicht beseitigt.

    Unterschiedliche Fehlhaltungen - Behandlung durch die Pohltherapie
  6. Durch die Fehlhaltung Stoppmuster, die vorgebeugte Haltung (siehe Abbildung und unter Stoppmuster) drückt man den Unterbauch heraus. Durch Baucheinziehen verschlimmert man diese Fehlhaltung: es zieht einem noch mehr nach vorn.
  7. Bei der Fehlhaltung Startmuster (siehe Abbildung und unter Startmuster wird durch das Zurücklehnen in die Hohlkreuzhaltung der gesamte Bauch herausgestreckt.
  8. Durch die Fehlhaltung Vorbeugung in den Hüftgelenken (siehe Abbildung) kippt es den ganzen Bauchinhalt nach vorn unten - und man bekommt einen Entenhintern.

"Ein fester, harter Bauch ist stark und sportlich."

Stimmt - aber nur sehr kurzfristig!

Denn:

  1. Die Bauchmuskeln sollten nur dann hart sein, wenn sie gegen die Schwerkraft arbeiten
    Wie jeder Muskel sollten auch die Bauchmuskeln sich abwechselnd anspannen und entspannen. Wenn Sie ein Gewicht heben oder sich zurückbeugen, müssen sich die Bauchmuskeln vorübergehend hart machen, um das Gewicht bzw. das Körpergewicht gegen die Schwerkraft zu halten.
  2. Dauernd hart ist nicht sportlich, sondern verspannt
    Ein dauerhaft harter Bauch kann sich nicht mehr entspannen und nicht mehr bewegen. Er lässt sich beim Sport nicht mehr einsetzen.
  3. Dauernd hart ist nicht stark
    Ein ständig harter Bauchmuskel ist nicht stark, sondern verspannt. - selbst wenn er dick und kräftig aussieht, denn verspannte Muskeln haben keine Kraft. Wie jeder Muskel kann die Bauchmuskulatur ihre Kraft nur in der Bewegung entfalten. Dauerkontraktion der Bauchmuskeln blockiert ihre Kraft.
  4. Weich ist nicht schlaff
    Wenn man im Stehen, Sitzen oder Liegen auf den Bauch drückt, sollte er sich immer weich anfühlen und elastisch nachgeben. Ein elastisch-weicher Bauch im Ruhezustand ist nicht schlaff sondern natürlich und gesund. Wirklich schlaffe Bauchmuskeln bekommt man nur bei einer schlaffen Lähmung durch
    • Verletzung der Bauchnerven,
    • Schlaganfall oder
    • Querschnittslähmung.
    Diese Schlaffheit ist extrem selten.
  5. Ständig harte Bauchmuskeln behindern die Atmung
    Hauptaufgabe der Bauchmuskulatur ist die Atmung. Dafür muss sie locker sein. Sonst kommt es unausweichlich zu Atemeinschränkungen (es gibt keine Bauchatmung mehr). Bei jedem Ausatmen macht sich der Bauch etwas fester, um die inneren Organe nach oben in die Zwerchfellkuppel zu schieben. Bei jedem Einatmen müssen sich die Bauchmuskeln ganz lockern, damit sich die Lunge nach unten ausdehnen kann.
  6. Ein harter Bauch macht schlapp und wenig leistungsfähig
    Weil die Muskeln durch die Atemeinschränkung nicht ausreichend mit Sauerstoff versorgt sind, bewirkt ein ständig harter Bauch auf Dauer das Gegenteil von Fitness: Abnahme der Kondition und der körperliche Leistungsfähigkeit.
  7. Mit dauernd harten Bauch fühlt man sich auf Dauer ausgepowert
    Die Atemeinschränkung durch den harten Bauch schlägt auch auf Antrieb und Stimmung. Man fühlt sich
    • insgesamt abgeschlagen,
    • kraft- und energielos,
    • manchmal sogar depressiv
  8. Pilates' "Powerhaus" gibt überhaupt keine Power
    Sofern die Pilates-Übungen mit dauernder Anspannung durchgeführt werden und das "Powerhaus" aus dauernd harten Muskeln besteht, gewinnt man dadurch keine Kraft. Im Gegenteil: durch die Atemeinschränkung reduziert es die Kraft und die körperliche Leistungsfähigkeit.

"Ein fester Bauch macht einen festen, geraden Rücken."

Stimmt.

Aber!

  1. Ein fester, gerader Rücken ist ein ungesunder Flachrücken
    Bei normaler Ausgangshaltung verschwindet durch verkürzte Bauchmuskeln die natürliche Einwärtswölbung des Rückens in der Taille. Der Rücken wird übergerade und unbeweglich. Sehr ungesund, sehr unsportlich.
  2. Eine Hohlkreuzhaltung verschwindet durch einen festen Bauch nicht
    Eine Hohlkreuzhaltung entsteht durch verspannte, verkürzte Rückenmuskeln (siehe oben unter Fehlhaltungen: Startmuster, Vorbeugung in den Hüftgelenken). Hält man zusätzlich den Bauch angespannt, ist man nur doppelt verspannt.
  3. Ein fester Bauch macht den Rücken starr
    Ist der Rücken starr, bewegt er sich im Alltag (zum Beispiel beim Gehen) nicht mehr. Man wird steif.
  4. Die Bauchmuskeln sind zum Bewegen da - nicht zum dauerhaften Halten oder Stützen
    Wie alle Muskeln sind auch die Bauchmuskeln darauf angelegt, dass sie sich abwechselnd anspannen und entspannen. Sie stützen und halten nur kurzfristig, wenn sie uns bei der Bewegung gegen die Schwerkraft halten müssen. Bei aufrechter Haltung befindet sich der Körper im Lot. Weder Körper noch Rücken brauchen dabei eine Stütze.
  5. Um die Wirbelsäule dynamisch aufrecht zu halten, braucht es einen lockeren, beweglichen Bauch
    Als Zweibeiner hat der Mensch kein statisches sondern ein dynamisches Gleichgewicht. Die aufrechte Haltung ist nur mit lockeren, reaktionsbereiten Muskeln zu erreichen. Deswegen sind kleine Kinder von Anfang an total aufrecht - ohne Bauch- oder Rückenmuskeltraining und mit einem gerundeten, weichen Bauch.
  6. Ein dauernd fester Bauch macht instabil
    Ist der Bauch ständig fest, verliert auch der Rücken an Anpassungsfähigkeit und dynamischer Stabilität. Man fällt leichter.
  7. Ein dauernd fester Bauch kann zu Rückenschmerzen führen
    Rückenschmerzen kommen in erster Linie von Dauerkontraktionen in der Muskulatur. Ist der Rücken durch Dauerkontraktion des Bauchs erstarrt, wird er zu Anwärter von Schmerzen.

"Ein fester Bauch ist gesund"

Ganz falsch!

Ein ständig flacher, harter Bauch ist extrem ungesund, denn er führt zur Mangeldurchblutung der Bauchdecke und Bauchorgane. Man merkt es daran, dass der Bauch sich von außen kalt anfühlt. Außerdem werden die inneren Organe unbeweglich. Normalerweise werden sie von der Atmung ständig mitbewegt und durchmassiert. Das entfällt, wenn der Bauch starr ist.
Daher kann ein harter Bauch einen Rattenschwanz an gesundheitlichen Folgeproblemen nach sich ziehen.

  1. Ein ständig harter Bauch kann Schmerzen verursachen: allen voran
    Unterleibsschmerzen, Oberbauchschmerzen
    aber auch
    Rückenschmerzen,
    Leistenschmerzen,
    Beckenbodenbeschwerden.
  2. Durch einen ständig harten Bauch kann es auf Dauer zu Funktionsstörungen an den inneren Organen kommen.
    Häufige sind:
    • Atemstörungen: Bei verspanntem Unterleib kann man nicht mehr tief in den Bauch atmen, die Lunge kann sich nicht ausreichend ausdehnen. So können Kurzatmigkeit und Hyperventilation entstehen.
    • Magenschmerzen, (vor allem, wenn der obere Teil des Bauchs eingezogen ist).
    • Verdauungsstörungen, Verstopfung, Reizdarm, Blähbauch (durch die harte Bauchdecke wird die Darmbewegung behindert).
    • Blasenbeschwerden von der Reizblase bis zum kompletten Harnverhalt (Blasenbeschwerden, sogenannte "chronische Prostatitis").
    • Durch die Mangeldurchblutung kann der ständig harte Bauch auch Potenz- und Libido-Störungen bewirken. Das Spektrum reicht von Unfruchtbarkeit bis zur Impotenz, siehe unter Sexuelle Störungen.
  3. Durch einen ständig harten Bauch kann es auf Dauer zu psychischen Störungen kommen. Näheres dazu unter Der Bauch und die Psyche.

"Den Bauch zu bewegen ist gesund."

Stimmt!

Aber!

Die meisten Bauchmuskel-Übungen machen den Bauch unbeweglich.

    Bauchmuskelübungen wie Situps, Curls usw. arbeiten meist mit ständigem Halten und Steigern der Anspannung. Solche Bauchmuskel-Übungen machen die Bauchmuskeln nur fest, dick und verhärtet, nicht aber beweglich und geschmeidig. Sie führen zur Verspannung der Bauchmuskeln und sind extrem ungesund.
      Bei gesunden Buchmuskelübungen wechseln Anspannung und Entspannung - und zwar innerhalb der Übung.

Hier eine gesunde Bauchmuskelübung
Rückenlage, Beine aufgestellt, beide Hände verschränkt hinter dem Übergang von Kopf und Nacken. Mit der Ausatmung Kopf und Oberkörper langsam anheben und die Ellenbogen einander annähern. Dabei den geraden Bauchmuskel und die Brustmuskeln spüren.  Extrem langsam Oberkörper, Kopf und Ellbogen wieder zurücklegen. Dabei normal weiter atmen.

Wichtig ist das langsame Zurücklegen. Das ist für das Gehirn viel schwieriger zu steuern, als wenn es nur ein Kommando "anspannen" und ein Kommando "loslassen" gibt. Wenn der Bauchmuskel beim Heruntergehen zittert, ist das kein Zeichen von Schwäche, sondern ein Zeichen dafür, dass der Muskel so verspannt ist, dass das bewusste Gehirn ihn nicht mehr voll ansteuern kann. Es wird nach einigen Wiederholungen besser, die Bewegung fließender.

Der gerade Bauchmuskel wird mit dieser Übung zwar auch stärker (durch das Heben des Körpergewichts), aber auch entspannter (durch das langsame Zurücklegen).

Eine lockere Bauchmuskulatur bewegt sich im Alltag

    Wenn Sie den Bauch nicht festmachen, bewegen Sie die Bauchmuskeln ohne jedes absichtliche Training,
  • wenn Sie gehen
  • wenn Sie etwas aufheben
  • wenn Sie sich umdrehen
  • wenn sie atmen
  • und bei vielem anderen mehr!

Fazit:

Bauchmuskeln sollten vor allem locker und funktionstüchtig sein, um eine freie Beweglichkeit, eine tiefe Atmung und eine gute Verdauung zu ermöglichen. Tun Sie alles, um ihren Bauch wieder locker und frei beweglich zu bekommen!

Wie kann man einen ständig festen Bauch wieder loswerden?

Leider verselbständigt sich die Gewohnheit des Bauchfesthaltens mit der Zeit. Man kann den Bauch nicht mehr locker lassen. Selbst wenn man es will, ertappt man sich immer wieder dabei, dass man den Bauch festmacht und die Atmung anhält.
Daher empfiehlt sich in chronifizierten Fällen eine Behandlung mit der Pohltherapie®.
Wie diese Behandlung bei zu festen Bäuchen abläuft, erfahren Sie unter Die Behandlung von Unterbauchschmerzen bzw. bei den einzelnen Störungen.

Und was kann man gegen die Folgeschäden dauernd verspannter Bauchmuskeln tun?

Auf der Therapeutenliste finden Sie professionelle Therapeuten, die Sie von Ihrem festen Bauch und seinen Folgeschäden wieder befreien können.

Ausführlich wird die Bauch-Problematik auch im Artikel Über Bäuche und Bauchmuskeln abgehandelt.

 

Literaturtipp: Unter der GürtellinieLiteraturtipp:
Weitere Informationen, Fallgeschichten von Betroffenen, Anregungen zur Angstbewältigung und Selbstbehandlung sowie ein Übungsprogramm gibt es im Buch von der Pohltherapeutin Renate Bruckmann „Unter der Gürtellinie“. Onlinekurse zum Buch für Frauen und Männer sind jetzt erhältlich - zu Hause üben und selbst behandeln: praxis-bruckmann.lerny.de

 
Therapeuten-Verzeichnis
Ausbildung in Pohltherapie