Das Stoppmuster
Beim Stoppmuster bzw. Rundrücken handelt es sich hauptsächlich um eine Kontraktion der Beugemuskulatur, die sich vorwiegend auf der Vorderseite des Körpers befindet. Die meisten Menschen sind - irrtümlicherweise - überzeugt, eine vorgebeugte, schlechte Haltung sei auf eine Schwäche der Rückenmuskeln zurückzuführen. Um dagegen anzugehen, müsse man die Rückenmuskeln stärken und sich mit ständig angespanntem Rücken gerade halten.
Thomas Hanna (Hanna Somatics Schmerztherapie mit der Pohltherapie®) nennt das Muster den Stopp-Reflex - im Englischen „red light reflex“. Er spricht auch von Rückzugsreaktion und leitet das Muster vom Schreckreflex ab. Dem Stoppmuster entspricht bei Feldenkrais das „Körperschema der Angst“ bzw. der „passive Selbstschutz“.
Man erkennt das Muster an folgenden Kriterien
- der Kopf ist nach vorne gezogen und in den Nacken gelegt
- der obere Rücken ist stark gerundet, im Extremfall ein Buckel
- die Schultern sind nach oben und vorn gezogen
- der Brustkorb ist nach innen gezogen und in der Ausatemstellung fixiert
- die Arme sind innenrotiert, sodass die Handrücken nach vorn zeigen
- die Arme hängen nicht neben, sondern vor dem Körper
- die Hüftgelenke sind gebeugt
- oft rollen die Füße nicht mehr ab
- der Gang ist kleinschrittig
- der Rumpf ist beim Gehen steif
Die Dauerkontraktion von bestimmten Muskel- und Bindegewebspartien bewirkt diese Veränderungen: Zum Beispiel kann die Dauerkontraktion des kleinen Brustmuskels vorgezogene Schultern oder die Dauerkontraktion des oberen Trapezmuskels und des Levator-Scapulae-Muskels hochgezogene Schultern verursachen.
Akute Stoppmuster-Reaktionen
Als akuter Reflex, der sich bald wieder löst, tritt das Muster als Schutzreaktion bei plötzlichen negativen Sinnesreizen auf - bei
- plötzlichen lauten Geräuschen
- einem grässlichen Anblick
- schlechten Nachrichten
- einem plötzlichen starken Schmerz
- Verlust des haltenden Untergrunds
- Kälte usw.
Chronisches Stoppmuster
Als chronische Dauerkontraktion, die sich von allein nicht mehr löst, tritt das Muster auf
- nach Traumen auf der Vorderseite des Körpers z.B. durch Vergewaltigung, Bauchoperation etc.
- in ständig als bedrohlich erlebten Situationen
- bei ständiger Belastung mit negativen Sinneseindrücken
- bei negativen Vorstellungen und Erwartungen
- bei lang dauernder Reizüberflutung
Ursachen des Stoppmusters
Dieses chronische Verspannungsmuster kann durch gewohnheitsmäßige Fehlhaltungen, „dumme Angewohnheiten“, entstehen - bei
- ständig vorgebeugtem Sitzen am Schreibtisch, vor dem Computer, beim Handarbeiten
- Sitzen auf zu niedrigen Sitzgelegenheiten und an zu niedrigen Tischen (z.B. Essen oder Arbeiten am Couchtisch)
- Sitzen auf Stühlen und anderen Sitzgelegenheiten, die hinten tiefer sind als vorn (z.B. die meisten Autositze)
Kurzsichtigkeit, Bifokal- und Gleitsichtbrillen führen oft dazu, dass der Kopf in den Nacken gelegt und das Kinn nach vorn gestreckt wird. Hierdurch entsteht eine vorgebeugte Haltung des Oberkörpers Ursachen Nackenbeschwerden. Ebenso wird absichtliches Baucheinziehen schließlich zur unwillkürlich ausgeführten Gewohnheit und bewirkt das gleiche Muster. Auch junge Mädchen, die ihre wachsende Brust verstecken wollen, entwickeln dieses Haltungsmuster; häufig auch erwachsene Frauen mit großem Busen.
Das Stoppmuster ist vielfach bei alten Menschen zu beobachten und wird meist für eine normale Alterserscheinung gehalten. Das ist sie jedoch keineswegs. Da das Stoppmuster keine normale, unausweichliche Alterserscheinung ist, lässt es sich mit der Pohltherapie® auch in hohem Alter wieder rückgängig machen.
Besonders große Menschen sind gefährdet, in diese Haltung zu fallen. Zum einen, weil sie sich zunächst bewusst, dann unbewusst kleiner machen, wenn sie sich zu groß vorkommen. Zum andern aber auch, weil viele Gegenstände in der Umgebung (z.B. Tische und Küchenarbeitsplatten) für sie zu niedrig konzipiert sind und diese ständig zur gebeugten Haltung zwingen. Selbst die Konversation mit kleineren Menschen verlangt eine gebeugte Haltung ab, da man beim Reden den anderen gewöhnlich anschaut.
Allgemeines zum Stoppmuster
Interaktionell hat das Stoppmuster einen emotionalen Ausdruckscharakter. Menschen mit dieser Körperhaltung können unterschiedlich auf ihre Gegenüber wirken: zurückgezogen, unterwürfig, interesselos, introvertiert, nicht im Kontakt, abgeschaltet, schutzbedürftig, leidend, gebrochen, nicht selbstbewusst, hilflos, wehrlos etc. Auf Grund des Ausdrucksgehalts ist diese Körperhaltung häufig auf Zeichnungen, Karikaturen, in Malerei und Skulptur zu finden, vor allem zur Darstellung des leidenden Menschen.
Bei der Entstehung des Stoppmusters handelt es sich insgesamt nicht um ein monokausales, nur in eine Richtung verlaufendes Geschehen, sondern um einen multifaktoriellen Kreisprozess. Das heißt, wenn man in dieser Haltung verweilt, hat man häufig negative Vorstellungen und Erwartungen sowie eine eingeschränkte Bewegungsmöglichkeit. Dies wiederum verstärkt die Haltung usw. Das bedeutet umgekehrt: Wenn man diese Fehlhaltung z.B. durch die Pohltherapie® wieder beseitigt, ändern sich meist negative Einstellungen und die volle Beweglichkeit kann wieder hergestellt werden.
Ärztliche Diagnosen bei Stoppmuster
Ärztliche Diagnosen bei "Stopp-Patienten" lauten meist: „HWS-Syndrom“, „Morbus Scheuermann“, „Morbus Bechterev“, „Adoleszentenkyphose“, „Depression“, „Angstneurose“, „psychosomatische Störung“, “vegetative Dystonie“, „Altersbeschwerden“, „Spannungskopfschmerz“, „Migräne“ etc.
Beschwerden bei Stoppmuster
Menschen mit dieser Körperhaltung empfinden oft Nacken- und Kopfschmerzen, Schwindel und Gedächtnisprobleme, Schmerzen im oberen Rücken, Erschöpfung, chronische Müdigkeit, Angst, Depression, Bedrückung, Antriebslosigkeit, keine Lust, auf andere zuzugehen, Schwerbeweglichkeit, Mangel an kreativem Denken, Magen-, Darm-, Herz- und Blasenbeschwerden. Auch Stimmstörungen sowie viele Arm-, Hand-, Knie- und Fußprobleme sind auf das Stoppmuster zurückzuführen.
- Nackenschmerzen (siehe Nacken)
- Kopfschmerzen (siehe Kopf)
- „Herz“schmerzen (siehe Brustkorb)
- „Magen-“ und Oberbauchschmerzen (siehe Bauch & Beckenboden)
- Unterbauch- und Periodenschmerzen (siehe Bauch & Beckenboden)
- Blasen- und Harnröhrenschmerzen (siehe Bauch & Beckenboden)
- Leistenschmerzen (siehe Hüfte)
- Knie- und Fußschmerzen (siehe Beine und Füße)
- Arm- und Handschmerzen (siehe Schultern, Arme, Hände)
- Schwindel, Schlafstörungen, Konzentrations- und Gedächtnisstörungen (siehe Kopf)
- Schluckstörungen, Globusgefühl (siehe Hals)
- Chronische Bronchitis, Asthma, Kurzatmigkeit und andere Atemstörungen, Stimmstörungen (siehe Brustkorb)
- Chronische Übelkeit (siehe Bauch & Beckenboden)
- Funktionelle Herz-, Magen-, Darm- und Blasenstörungen, sexuelle Funktionsstörungen (siehe Brustkorb, Bauch & Beckenboden)
- Angstzustände (inkl. Phobien und Panikattacken), Depressionen, Erschöpfungszustände (siehe Angst und Depression)
- Parästhesien in Armen und Händen (siehe Schultern, Arme, Hände)
Behandlung
In der Pohltherapie® können wir diese Beschwerden behandeln (siehe unter den einzelnen Links oben und unter Die Behandlung). Dabei lösen wir auch gleichzeitig das Stoppmuster auf, indem wir alle beteiligten Muskel- und Bindegewebspartien durchgehen, so dass die Betreffenden zu ihrer natürlichen, aufrechten Haltung zurückfinden - und zwar in jedem Alter.
Bei den Therapeuten auf der Therapeutenliste finden Sie Behandler für die vorgebeugte Haltung.