Schwindel und Psyche
Angst, Orientierungsverlust und Konzentrationsstörungen können durch Schwindel erfolgen.
Schwindel resultiert aus Verspannungen im Körper.
Macht Angst Schwindel? - Oder macht Schwindel Angst?
Mit Schwindel verbunden ist immer eine Störung der Bewegungskoordination und der Orientierung im Raum. Der Orientierungsverlust hat zur Folge, dass man sich stark verunsichert fühlt. Bei akutem Schwindel kommt es daher kurzfristig zu Verwirrung, Desorientiertheit und Angst. Man gerät in Panik, wenn man "den Boden unter den Füßen verliert". Haltsuchend fühlen sich manche Schwindelpatienten nur noch am Arm eines anderen Menschen halbwegs sicher, andere tasten sich immer an der Wand entlang, betreten keine freien Plätze mehr usw...
Relativ häufig ist Schwindel auch langfristig mit Angst gepaart, Man traut sich nicht mehr allein aus dem Haus, bekommt schon Angst, wenn man nur daran denkt, aus dem Haus zu gehen. Ständig lebt man in Angst vor der nächsten Schwindelattacke. Wegen der Koppelung von Schwindel, Haltverlust und Angst wird Schwindel oft zum psychisch verursachten Symptom erklärt. In Wirklichkeit ist die Abfolge meist umgekehrt: Der Orientierungsverlust durch den Schwindel macht Angst.
Die Angst zu fallen
Zu den Grundbedingungen unserer menschlichen Existenz gehört der ungestörte und als selbstverständlich erlebte Umgang mit der Schwerkraft der Erde. Die Angst, zu fallen und den Halt zu verlieren ist daher vermutlich die menschliche Grundangst, an die alle anderen menschlichen Ängste anknüpfen. Sie ist beim Neugeborenen schon unmittelbar nach der Geburt auslösbar. Entzieht man dem Neugeborenen kurzfristig den Halt, zieht es bereits alle Beugemuskeln zusammen, was später für alle Angst- und Schreckreaktionen typisch sein wird.
Schwindel, Schwerkraft und Angst
Als erwachsener Zweibeiner ist unsere Situation in der Schwerkraft (im Gegensatz zu den Vierbeinern) sehr prekär. Mit zwei kleinen Stellflächen (den Füßen), und einem hohen Schwerpunkt (in Höhe des Beckens) können wir Menschen uns nur durch ständiges leichtes Balancieren in der Schwerkraft aufrecht halten. Dieses Balancieren erfordert ein ständiges fein abgestimmtes Tuning der gesamten Haltemuskulatur von den Fußsohlen bis zum Kopf. Tausende von Rezeptoren (kleinen Sinnesorganen) in Haut, Muskeln, Sehnen und Gelenken informieren unser Hirn ständig darüber, wo oben und unten ist und wie sich unsere Körper in der Schwerkraft befinden.
Durch die Nachrichten von diesen Rezeptoren kann das Gehirn durch Muskelaktivierungen unsere Haltung immer so ausrichten, dass wir uns in der Schwerkraft halten können, ohne umzufallen. Der ganze Vorgang läuft automatisch ab und ist gewöhnlich unserem Bewusstsein entzogen. Einen Teil davon können wir jedoch erfassen, wenn wir genau hinspüren, was in unserem Körper geschieht.
Es verunsichert und ängstigt ungeheuer, wenn man sich auf diese Fähigkeit (derer man sich in gesundem Zustand gar nicht bewusst ist), nicht mehr verlassen kann.
Schwindel und geistige Fähigkeiten
Schwindel kann auch auf den Geist schlagen: Viele Schwindelpatienten können sich auf nichts mehr konzentrieren, keinen komplexeren klaren Gedanken mehr fassen. Manche fühlen sich ständig benommen und wie "unter einer Käseglocke", nicht ganz da, von der Welt wie durch eine Glasscheibe getrennt. In diesem Zustand sind sie kaum mehr arbeitsfähig.
Wird der Schwindel chronisch, kann er das normale geistige und körperliche Funktionieren praktisch zunichte machen. Wenn es schlimm wird, beherrscht Schwindel das ganze Leben. Die psychisch-geistige Beeinträchtigung der Schwindelpatienten lässt viele annehmen, der Schwindel sein psychisch verursacht. In Wirklichkeit ist die Abfolge auch hier umgekehrt: Der Schwindel ist die Ursache der Konzentrationsstörungen und beeinträchtigt die geistige und körperliche Leistungsfähigkeit.
Kreisprozesse
Angst selbst ist nicht nur ein seelischer sondern ein eminent körperlicher Vorgang: bei Angst zieht es einem auf der Vorderseite zusammen und man wird starr (mehr dazu unter Angst). Das Dumme ist, dass es dabei auch den Kopf in den Nacken zieht. Entsteht dadurch eine chronische Nackenverspannung, kann das wiederum den Schwindel verstärken. Ein negativer Kreisprozess von Schwindel und Angst kann entstehen.
Phobischer Schwankschwindel?
Dass Schwindel die Angst bedingt und nicht umgekehrt, ist ganz deutlich sichtbar beim "phobischen Schwankschwindel". Phobischer Schwankschwindel ist eine Bezeichnung, die sich in jüngster Zeit für Schwindel ohne organischen Befund eingebürgert hat. Als phobisch wird der Schwindel deshalb bezeichnet, weil die Betroffenen ängstlich Situationen zu meiden versuchen, von denen sie wissen, dass sie bevorzugt Schwindel auslösen.
Diese Scheinphobie verschwindet jedoch sofort, wenn sich unter der körperlich akzentuierten Behandlung mit der Pohltherapie® der Schwindel gibt. Ohne weitere Psychotherapie suchen die Patienten angstfrei wieder die Orte auf, die ihnen vorher Probleme machten. Näheres dazu auch unter Schwankschwindel.
Die körperliche Ursache für diese Beschwerden, findet man allerdings nicht im Gleichgewichtsorgan im Innenohr sondern in den verspannten Muskel- und Bindegewebspartien von Kopf, Nacken, Hals und oft auch des übrigen Körpers.
Angst, Schwindel und Hyperventilation
Etwas anders verläuft der Kreisprozess beim Hyperventilationsschwindel. Hier führen Verspannungen in der Atemmuskulatur zum Hyperventilation, d. h. zum zu schnellen Atmen und zu starker Abatmung von CO2. Das wiederum führt zu chemischen Veränderungen im ganzen Körper, die sich auch auf das Gehirn auswirken.
Diese Veränderungen spürt man schließlich als Schwindel, Schwarzwerden vor den Augen und Angst. Daher ist Hyperventilations-Schwindel vor allem im akuten Anfall häufig mit intensiver Angst verbunden. Näheres dazu können Sie unter Hyperventilation und Hyperventilationsschwindel nachlesen.
Eine mögliche hilfreiche Übung finden Sie auf der Seite zum Hyperventilationsschwindel.
Schwindel hat immer eine körperliche Ursache
Die Tatsache, dass man bei medizinischen Untersuchungen bei den meisten Schwindelerkrankungen keine körperliche Ursache findet (im Gehirn, im Gleichgewichtsorgan im Innenohr usw.), berechtigt nicht zu der Aussage, der Schwindel sein psychogen. Wie sich leicht zeigen lässt, gibt es bei Schwindel immer eine körperliche Grundlage, nur eben an einer anderen Stelle, als man sie gesucht hat: Sie befindet sich in bestimmten Muskel- und Bindegewebspartien.
Welche Muskel- und Bindegewebspartien bei welchen Schwindelarten besonders verspannt sind, finden Sie unter den Haupt Schwindelarten beschrieben:
Beseitigt man dort die Verspannungen, verlieren sich sowohl Schwindel wie Angst.
Häufig andere Beschwerden
Auch die Tatsache, dass Schwindel häufig mit anderen Beschwerden zusammen auftritt, die als "psychosomatisch" gelten, wie Kopfschmerzen, Nackenschmerzen, chronische Übelkeit, Magenschmerzen, Konzentrationsstörungen etc. ist kein Beleg für eine rein psychogene Verursachung des Schwindels. Vielmehr weist die Verbindung darauf hin, dass all diese Beschwerden inklusive des Schwindels eine gemeinsame Basis haben, nämlich die Dauerkontraktionen in Muskulatur und Bindegewebe/Faszien.
Verstärkung des Schwindels in Belastungssituationen
Schwindelsymptome neigen dazu, unter Stress und seelischen Belastungen zunehmen. Können die Ärzte keine Ursache des als so bedrohlich erlebten Schwindels finden, kann schon das eine weitere psychische Belastung darstellen, unter der sich der Schwindel verstärkt.
Die Zunahme des Schwindels in psychischen Belastungssituationen ist jedoch kein Hinweis darauf, dass sich der Schwindel nur in Hirn oder Seele des Betroffenen abspielt. Denn die Symptom-Verstärkung ist darauf zurück zu führen, dass sich Schwindelpatienten wie wir alle unter Stress und in Belastungssituationen, in denen wir nichts ausrichten können, unwillkürlich zusammen ziehen.
Das ist eine uralte physiologische Reaktion, die in tiefen Hirnschichten verankert ist und ursprünglich in der Evolution wahrscheinlich zu unserem Schutz gedacht war, die aber zu Beschwerden führt, wenn sie chronisch wird. Näheres dazu finden Sie unter Stoppmuster. Sind potentiell Schwindel auslösende Muskeln bereits vorher verspannt, so gibt ihnen diese Zusatzspannung unter Belastung den Rest: es kommt zur Auslösung von Schwindel.
Fazit
Es gibt zwar sehr viele Verbindungen zwischen Schwindel und Psyche, aber alles weist darauf hin, dass diese auf Dauerverspannungen in Muskulatur und Bindegewebe / Faszien als gemeinsame Wurzel zurück zu führen sind. Lesen Sie zu dieser Sichtweise auch die längeren Artikel Alles psychosomatisch? und Psychosomatik - eine neue Sichtweise (pdf).
Behandlung von Schwindel
Bei nicht organisch bedingtem Schwindel führt man am besten eine körpertherapeutische Behandlung durch, mit der man Angst, Konzentrationsstörungen und die anderen Körperbeschwerden gleich mitbehandeln kann. Das leistet die Pohltherapie®, die speziell für solche Beschwerden konzipiert wurde.
Unter Therapie von Schwindel durch Verspannungen können Sie nachlesen, wie das vor sich geht.
Therapeuten, die Schwindel auf diese Weise behandeln, finden Sie auf der Therapeutenliste.