Wie Schwindel durch Verspannungen entstehen kann
Schwindel bzw. Schwindelfreiheit hängen evolutionsbiologisch unmittelbar mit unserer zweibeinigen Bewegung in der Schwerkraft und unserer Orientierung im Raum zusammen.
Nicht organisch bedingter Schwindel beruht auf Verspannungen. Erklärt wird, wie Dauerkontraktionen in Muskeln und Bindegewebe / Faszien zu Schwindel führen können.
Zweibeinigkeit, Schwerkraft und Orientierung im Raum
Als wir Menschen uns in der Evolution zum Zweibeiner entwickelt haben, wurde der Umgang mit der Schwerkraft für uns schwieriger (ein Vierbeiner hat es da leichter). Der menschliche Körper mit seiner Stellfläche (die beiden Füße) und dem hoch liegenden Schwerpunkt (im Becken) lässt sich in der Senkrechten nur dadurch aufrecht halten, dass wir mit unserer Haltemuskulatur ständig kleine Balancebewegungen durchführen. Gleichzeitig beschert uns die Aufrichtung zum Zweibeiner allerdings auch eine ungeahnte Wendigkeit und Bewegungsvielfalt.
Die Orientierung im Raum (wo ist oben? Wo ist unten?) und die Sicherheit unserer Bewegungen in diesem Kraftfeld sind so grundlegende Faktoren für unser Leben auf der Erde, dass sie nicht allein vom Gleichgewichtsorgan im Innenohr bewältigt werden können. Vielmehr sind sie von Rezeptoren in einer Vielzahl von Stellen abhängig. Die meisten befinden sich in Muskeln und Bindegewebe/Faszien. Im Gehirn gibt es einen komplexen Regulationsmechanismus, der Informationen aus den verschiedenen Sinnesorganen an verschiedenen Stellen zusammen führt.
Koordination von Motorik und Sensorik
Für unsere normale Bewegung im Raum und in der Schwerkraft braucht es eine Koordination von Sensorik und Motorik. Wenn wir gesund sind, gehen bei jeder Veränderung unserer Lage/Haltung im Raum Signale aus Muskeln, Faszien und Haut an das Gehirn und das Gehirn richtet den Spannungszustand der Muskeln entsprechend ein.
Aus der Muskelbewegung wiederum kommen sensorische Feedbacksignale an das Hirn zurück. Nur dadurch können wir uns mit traumwandlerischer, uns gar nicht bewusster Sicherheit auf der Erde bewegen - und wissen immer, wo oben und unten ist.
Wenn Sie sich nach vorne beugen, um etwas aufzuheben, aktivieren Sie nicht nur Muskeln für das Vorbeugen (auf der Vorderseite des Körpers), sondern spannen automatisch auch auf der Rückseite Muskeln an. Diese Muskelspannung hält Sie, damit die nicht nach vorne fallen. Die sensorische Gesamt- Information aus dem ganzen Körper erlaubt es Ihnen, die Muskeln immer genau so einzuregeln, dass Sie Ihr Gewicht dabei sogar noch verlagern können und sich immer mühelos in der Schwerkraft halten.
Sinnesorgane zur Orientierung in der Schwerkraft
Der Regulationsmechanismus läuft zwar im Gehirn ab, aber die Rezeptoren (kleine Sinnesorgane) für die Regulation von Gleichgewicht und Raumorientierung sind auf viele verschiedene Stellen im Körper verteilt. Außer in und an den Augen befinden sie sich vor allem in Muskulatur und im Bindegewebe / Faszien der Haut und Unterhaut des Körpers. An manchen Stellen sitzen besonders viel dieser Rezeptoren:
- in den äußeren Augenmuskeln
- in den Sternocleidomastoideus-Muskeln
- in den kurzen Nackenmuskeln
- in den Trapezmuskeln
- in der Haut der Fußsohlen.
All diese Stellen sind bei Verspannung Schwindelkandidaten. Aber auch an anderen Stellen der Haltemuskulatur, die auf Veränderungen in der Schwerkraft reagiert, muss es noch solche Gleichgewichtsrezeptoren geben. Jedenfalls finden sich bei der körpertherapeutischen Untersuchung und Behandlung Schwindelauslöser auch in der Rücken- und Bauchmuskulatur. Nur an verspannten Armen und Händen wurden nie Schwindelauslöser gefunden.
Schwindel entsteht
1. Bei einer Verarbeitungsstörung im Gehirn
Wenn im Gehirn die Verarbeitung von Signalen zur Raumorientierung und Schwerkraft oder die Bewegungskoordination gestört ist, entsteht ein zentraler Schwindel. Das ist zum Beispiel bei entzündlichen oder raumgreifenden Prozessen im Gehirn der Fall. Auf diese Weise kann ein Hirntumor oder eine Hirnhautentzündung Schwindel auslösen.
Auch wenn es infolge der Verspannung der Atemmuskulatur zur Hyperventilation kommt, reagiert das Gehirn auf die dadurch bedingte chemische Veränderung mit einer vorübergehende Funktionsstörung. Schwindel im Sinne von Schwarzwerden von den Augen, sich nicht mehr halten können bis hin zur Ohnmacht, sind die Folge (mehr dazu unter Hyperventilationsschwindel).
2. Bei Ausfall von Rezeptoren
wenn Rezeptoren an bestimmten Stellen von Muskulatur und/oder Bindegewebe / Faszien ganz oder fast ausfallen, kommen zu wenig stimmige Signale im Gehirn an. Es kann dann die Bewegung in der Schwerkraft nicht richtig ausrichten.
Mit betäubten Fußsohlen können wir uns z.B. nicht aufrecht bewegen. Statt zu gehen, torkeln wir herum und fallen. In abgeschwächtem Maße ist das der Fall, wenn die Füße durch Verspannungen im Bindegewebe / Faszien unbeweglich sind oder sich taub anfühlen.
3. Bei Beeinträchtigung der Rezeptoren von außen
Wenn die Rezeptoren in den einzelnen Muskeln und Hautpartien durch Verspannungen und Triggerpunkte gedrückt und gequetscht werden, senden sie verzerrte, unsinnige Meldungen an das Gehirn, auf die sich das Gehirn keinen Reim machen kann. Das Ergebnis ist Schwindel und eine Störung in der Bewegungskoordination.
4. Bei widersprüchlichen Meldungen von verschiedenen Rezeptoren
Wenn von Rezeptoren an verschiedenen Stellen (z. B. von den Augen und den Nackenrezeptoren) aufgrund von Verspannungen unterschiedliche Zustandsmeldungen das Gehirn erreichen (die Augen sagen das, der Nacken etwas anderes), gibt es im Gehirn Konfusion. Eine Störung der Orientierung und der Bewegungskoordination ist die Folge.
Arten von Schwindel
Durch diese Vielzahl von Faktoren, die Schwindel zugrunde liegen können, gibt es auch viele Arten von Schwindel. Unter
Finden Sie die Haupt-Schwindelarten beschrieben, die durch Verspannungen entstehen können. Diese Unterteilung ist keine absolute Trennung. Oft leidet ein Patient gleichzeitig oder abwechselnd unter mehreren Schwindelarten. Und es gibt noch viele individuelle Schwindelarten, die von dieser Unterteilung nicht erfasst werden.
Behandlung von Schwindel
All diese Schwindelformen kann man mit der Pohltherapie® gezielt behandeln. Wie eine solche Schwindel-Behandlung aussieht, erfahren Sie unter der Behandlung von verspannungsbedingtem Schwindel.
Therapeuten, die Drehschwindel und andere Schwindelformen behandeln, finden Sie auf der Therapeutenliste.