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Der erstarrte Architekt - Berufsbedingte Fehlhaltung gelöst

Der erstarrte Architekt - Berufsbedingte Fehlhaltung gelöst - Pohltherapie-Blog

Ein 70jähriger Architekt, ein großer, stattlicher Mann, kam wegen eines Problems mit dem Wasserlassen von weit her aus dem Norden angereist. Er hatte einen häufigen plötzlichen Harndrang. Vor allem nachts musste er bis zu zwölf Mal auf die Toilette, was seinen Schlaf empfindlich störte.

Außerdem hatte er Rückenschmerzen, die er als von einem Punkt ausgehend erlebte, und noch eine Reihe als psychosomatisch geltender Beschwerden.

Auch die Stimmung war nicht die beste.

Der Körper starr

Von der Haltung her fiel auf: Der ganze Rücken war gerade wie ein Brett, der Kopf nach vorn gestreckt und in den Nacken gelegt, die Schultern hochgezogen.

Er war ansonsten sehr gesund und noch berufstätig. Und zwar befasste er sich mit der Restaurierung alter Kirchen, wobei er täglich mehrere Stunden auf kalten, zugigen Baustellen zubringen musste.

Blasenproblem zunächst leicht behandelt

Sein Blasenproblem zu behandeln, war nicht schwer: vor allem der Unterbauch war sehr fest. Auch die übrigen Beschwerden gaben sich rasch. Aber als ich ihm die Beckendrehung beim Gehen beibringen wollte, ging das kaum bis gar nicht.

Zwar konnte ich die schrägen Bauchmuskeln in der Taille, die bis in den Rücken gehen und auch das Blasengebiet im Unterbauch erreichen, mit der Zeit etwas lockern, aber er blieb insgesamt sehr steif.

Behandlung noch wenig wirksam

Das Becken und damit die Lenden-Wirbelsäule zu drehen, war ihm auch nach mehreren Behandlungen und fleißigem Üben kaum möglich. Beim Gehen war er zwar bemerkenswert aufrecht (die meisten Patienten mit Blasenproblemen sind eher nach vorn geneigt), aber im Rumpf rührte sich dabei überhaupt nichts.

Der ganze Körper wirkte wie ein großes, fest verschnürtes rechteckiges Paket. Er bewegte mit kleinen Schritten nur die Beine und wedelte ein kleines bisschen mit den Armen. Er selbst fand sich im Vergleich zu früher schon sehr beweglich.

Dauerspannung führt zu Rückfall

Ich jedoch wunderte mich: Wie kommt jemand zu so einer Starre? Und fragte mich wie immer: Was tut jemand, dass er genau seine Beschwerden bekommt? Meistens haben sich übergerade Menschen die Rückenmuskeln in Dauerspannung gebracht gegen eine vorgebeugte Haltung. „Nein“, er hatte nie versucht, sich absichtlich gerade zu halten, er „war eben so“.

Dann gab es einen Rückfall. Die Blase rührte sich nachts wieder. Der Patient war sehr enttäuscht.

Ich behandelte wie anfangs seinen Unterbauch, dann aber machte ich mich noch mehr an die Drehung, fing diesmal in der Bruswirbelsäule an. Ich behandelte die „Stelle“ am Rücken, die ihn immer sehr plagte. Sie erwies sich als gesamter Rückenstrecker der Bruswirbelsäule. Ich machte meinen Test „Umdrehen“: d.h. ich stellte mich hinter ihn und bat ihn, sich zu mir umzudrehen.

Kleine Schritte im Halbkreis

Prompt drehte er nicht den Kopf, nicht den Rumpf über die Wirbelsäule, sondern ging mit kleinen Schritten im Halbkreis herum, bis er mich ansehen konnte. Die obere Wirbelsäule erwies sich noch viel starrer als die untere. Sie und den oberen Rücken zu behandeln, brachte eine gewisse Besserung, aber der Durchbruch war es nicht.

Er zeigte schließlich das Gebiet um den siebten Halswirbel, wo er noch Schmerzen empfand. Als ich da anfing, arbeitete ich mich mit Muskeln und Bindegewebe bis an den Übergang vom Nacken zum Kopf vor. Das Bindegewebe dort war fest wie Hartgummi.

Ich löste vor allem den oberen Nacken, machte die Kopfgelenke wieder beweglich – bis der Patient sich zu mir umdrehen konnte, angefangen bei den Augen, dann über Kopfgelenke, Halswirbelsäule, Brustwirbelsäule, über die Hüftgelenke, Knie bis in die Füße. Das war der Durchbruch!

Berufsbedingte Fehlhaltung 

Da fiel es mir wie Schuppen von den Augen: Natürlich: der Patient restaurierte ja alte Kirchen! Dabei muss man ja immer den Kopf in den Nacken legen, um nach oben zu schauen!! „Ja“, sagte der Patient, „das ist natürlich immer das erste, was ich tue. Und das mache ich auch ganz viel und lang am Tag.“ Mir dämmerte: Die Kopfhaltung hatte ihn steif gemacht.

Ich probierte es gleich wie immer selber aus:

Probieren Sie es auch: Legen Sie den Kopf in den Nacken, um nach oben zu schauen, ein paar Mal. Legen Sie sich dabei eine Hand, rechts oder links auf den Muskelstrang parallel zur Brustwirbelsäule. Spüren Sie, wie dieser Muskel sich anspannt, wenn Sie den Kopf in den Nacken legen. Schauen Sie dann lang und intensiv nach oben – und gehen Sie so ein bisschen herum. Können Sie spüren, wie steif Ihr Gang wird, wie wenig sich Ihr Körper bewegt? Das Ganze ist noch steigerbar, wenn Sie die Schultern hochgezogen halten. Wenn Sie das über Jahre und Jahrzehnte machen, werden Sie es mit unserem Patienten an Steifheit sicher aufnehmen können.

Ich gab dem Patienten noch neue Übungen für Nacken und Augen und einige Tipps, wie er sich tagsüber während der Arbeit gleich wieder lockern kann.
Danach verließ er mich beschwingt und deutlich verjüngt. „Heute haben wir viel geschafft!!“, sagte er strahlend, „Danke!“.

Und die Blase gab auch wieder Ruhe.


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Bild von Rudy and Peter Skitterians.

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