Fehlhaltungen im Homeoffice: Beschwerden durch Verspannungen und psychosomatische Symptome nehmen zu
Unter den aktuellen Corona-Lebensbedingungen nehmen bei Arbeitnehmerinnen und -nehmern „unerklärlich“ scheinende funktionelle Beschwerden ohne organmedizinischen Befund zu.
Dazu zählen z. B. Nackenschmerzen, Rückenschmerzen, Gefühl von "Kloß im Hals", Schluckstörungen, Kieferschmerzen, Ohrgeräusche, Schwindel, Hüft-, Bein- und Fußschmerzen, Atemstörungen, Schmerzen in der Magengegend und Depressionen.
Eine Querschnitt-Studie der Klinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie der LVR-Kliniken Essen verdeutlicht die Dramatik:
65% der Befragten empfinden aufgrund der Pandemie seelischen Stress, 59% fürchten sich davor, sich mit COVID-19 zu infizieren, 45% berichten von erhöhter Ängstlichkeit, 14% von depressiven Symptomen.
Körperliche Ursachen im Homeoffice
Neben der festgestellten Zunahme an Stress durch die direkte Corona-Angst gibt es auch körperliche Ursachen für funktionelle und als psychosomatisch bewertete Beschwerden. Auslöser kann auch die Situation im Homeoffice sein. Arbeitgeber bieten seit Beginn der Pandemie zunehmend die Möglichkeit des Homeoffice an, meist allerdings sehr kurzfristig und ohne klare Vorgaben für das Arbeiten zu hause.
Nicht alle Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer haben dort einen idealen Arbeitsplatz mit Bürotisch, Bürostuhl und großem Bildschirm. Viele arbeiten am Küchentisch, im Wohnzimmer an der Couch und blicken auf den kleinen Laptop- oder Smartphone-Bildschirm. Das führt zu Verspannungen und Fehlhaltungen, die zu teilweise massiven Beschwerden führen können. Zum Beispiel Nacken- und Rückenschmerzen durch zu hohe oder zu niedrige Arbeitstische, Kopfschmerzen und „Kloß-im-Hals“ durch stundenlangen Laptop und Handy-Gebrauch.
Hinzu kommt möglicherweise noch mehr Stress durch zu betreuende Kinder, und das Gefühl, nicht allem gleichzeitig gerecht werden zu können, was ebenfalls zur Zunahme von Verspannungen führt. So kann ein Teufelskreis aus Stress - Anspannungen-Beschwerden entstehen. Fehlt dann noch der Ausgleich durch Sport und soziale Kontakte, drückt das zusätzlich auf Psyche und Körper.
Homeoffice mit Regeln
Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer sollten darauf achten, wie sie im Büro arbeiten. Das ist zwar leichter gesagt als getan, aber einzelne Aspekte lassen sich schnell umsetzen:
- Machen Sie etwa alle 1,5 Stunden eine Pause, in der Sie aufstehen, herumgehen, sich etwas anderem zuwenden. Man kann sich einen Wecker stellen, um tatsächlich Pause zu machen.
- Bauen Sie regelmäßig Übungen gegen Verspannungen wie den Cat Stretch nach Thomas Hanna in ihren Tagesablauf:
- Bitten Sie Ihren Arbeitgeber um Ausstattung mit einem großen Bildschirm. So ein Gerät kostet nicht mehr als 80,00 Euro. Ist das Arbeiten am Laptop unvermeidlich: Zweite Tastatur und Maus anschließen und den Monitor so hoch stellen, dass sich das obere Drittel in Augenhöhe befindet. Nur dann kann man aufrecht arbeiten, ohne Rundrücken, ohne Hohlkreuz und ohne den Kopf in den Nacken legen zu müssen.
- Nehmen Sie zum Arbeiten einen Stuhl, der Ihnen erlaubt, aufrecht zu sitzen: Richtige Höhe (alle Gelenke bilden rechte Winkel), gerade Sitzfläche, keine Lordosestütze, keine Armlehnen. Den Stuhl so dicht an den Schreibtisch stellen, dass der Körper fast die Schreibplatte berührt. Die Tastatur sollte man erreichen können, ohne die Arme nach vorn auszustrecken, die Beine nicht übereinanderschlagen und die Füße nicht nach hinten strecken. Den Kopf nicht aufstützen.
- Benutzen Sie zum Telefonieren ein Headset.
Sollten diese kleinen Anregungen nicht helfen, Ihre verspannungsbedingten Beschwerden zu lindern, stehen Ihnen unsere Pohltherapeutinnen und -Therapeuten zur Seite.
Diese finden Sie in unserem Therapeutenverzeichnis.
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