Fehlstellungen der Beine
Zu den Fehlstellungen der Beine gehören
Fehlstellungen und Deformationen allgemein
Bewegungsstörungen und Verformungen von Beinen und Füßen werden hier zusammengefasst, da sie oft nicht voneinander getrennt werden können. Und zwar beinhaltet eine Deformation oder Fehlstellung immer auch eine Bewegungsstörung. Ein Zeh, Knie usw. wird immer von bestimmten, dauerkontrahierten Muskeln in eben dieser seiner Position gehalten und kann willkürlich nicht mehr aus dieser Position heraus gebracht werden. Jede Bewegungsstörung ist allerdings nicht an einer Verformung zu erkennen. So beinhalten Wegsacken und Schwächegefühle (siehe Schwächegefühl in den Beinen) gewöhnlich keine grob sichtbaren Verformungen.
Bewegungsstörungen und Verformungen treten natürlich oft zusammen mit Schmerzen und anderen Missempfindungen (siehe Ischias und Beinschmerzen und Knieschmerzen), auf. Es gibt allerdings keine 1 : 1 Entsprechung. Das heißt: es kommen z.B. durchaus Füße vor, die beträchtlich deformiert und damit auch erstarrt sind, die aber (noch) nicht schmerzen. Und es gibt natürlich Schmerzen an nicht deformierten Beinen und Füßen. Allerdings treten bei deformierten Füßen im Laufe der Zeit eigentlich immer irgendwann Beschwerden auf und sei es nur durch die Druckstellen, die an den durch die Deformation herausragenden Stellen entstehen. Von daher empfiehlt es sich, deformierte Füße auch dann schon zu behandeln, wenn sie noch keine Missempfindungen aufweisen.
Grobe Deformationen sind mit der Pohltherapie® manchmal nicht restlos zu beseitigen. Als Faustregel kann gelten, dass man nur bei solchen Verformungen den ursprünglichen Zustand wieder herstellen kann, die nicht über das hinaus gehen, was man an einem normal beweglicher Fuß willkürlich herstellen kann. Bei Verformungen, die darüber hinausgehen, ist es vermutlich zu irreparablen Bänderüberdehnungen gekommen. Diese kann man nicht wieder in ihren ursprünglichen Zustand versetzen. Auch, wenn in Fällen von schwerer Deformation die Idealform der Füße nicht wiederhergestellt werden kann, so lässt sich doch auch in solchen Fällen Schmerzfreiheit praktisch immer erreichen und eine Funktionsverbesserung ist immer möglich.
X-Beine
Es gibt vermutlich knöcherne und funktionelle X-Beine. Die knöchernen X-Beine sind wahrscheinlich angeboren oder in der Wachstumszeit erworben. Sie zeichnen sich dadurch aus, dass die Knochen krumm gewachsen sind und die Gelenke ohne Spaltvergrößerung auf beiden Seite aufeinander passen. Durch die ungünstige Gewichtsbelastung neigen die Betroffenen zu Knie- aber auch zu Hüftgelenks und Fußarthrosen. Körpertherapeutisch zu beeinflussen sind sie praktisch nicht.
Funktionelle X-Beine dagegen sehr wohl. Sie entstehen zu einem späteren Zeitpunkt. Die Form der Knochen ist normal, es entstehen vergrößerte Gelenkspalte am Knie innen. Bei ihnen sind die Oberschenkel innen rotiert, die Unterschenkel außenrotiert (wobei die Knie natürlich etwas gebeugt sein müssen, denn sonst ist ja keine Rotation des Unterschenkels möglich) und die Füße proniert. Die Oberschenkel sind dadurch dicht zusammen und die Knie schauen zueinander. Dadurch reibt oft der Stoff der Hosen an den Oberschenkel aneinander, was man beim Gehen hört und was abgewetzte Stellen auf der Innenseite der Hosen ergibt. Häufig sind außerdem die Hüften gebeugt.
Das Gehen erfolgt weitgehend über die Fußinnenkante mit starker Belastung des Großzehen-Ballens, jedoch nicht der großen Zehe. Es kommt zum Knick-Senk-Fuß eventuell auch zum Plattfuß. Leicht entsteht dabei ein Hallux valgus und es gibt eine Neigung zu Schmerzen am Großzehenballen, an den Knien und häufig auch an den Sprunggelenken und Leisten. Oft werden gleichzeitig die Arme nach innen rotiert, was der vornüber gebeugten Haltung Vorschub leistet. Zu beachten ist, dass bei der Pronation die Füße auch in Abduktion gehen. Das kann man leicht verwechseln mit im Hüftgelenk außenrotierten Beinen. Der Fußabdruck mit Schuh sieht in beiden Fällen gleich aus. Funktionelle X-Beine kommen häufig zusammen mit vornüber gebeugter Haltung vor. Sie sind bei Frauen häufiger als bei Männern.
Man behandelt in der sensomotorischen Körpertherapie nach Dr. Pohl® – außer der Körperfehlhaltung, soweit vorhanden – die Hüftinnenrotatoren, den Bizeps femoris, die Peroneus-Muskeln bzw. das Bindegewebe / Faszien auf diesen Muskeln und die einzelnen besonders schmerzhaften Stellen. Beim Körperbewusstseinstraining muss man die Patienten dazu bringen, dass sie darauf achten, beim Gehen vor allem mehr über die Außenseite der Füße abzurollen und dann über das gesamte Ballengebiet und die große Zehe. Außerdem gibt man den x-beinigen Patienten bestimmte Übungen, die sie zuhause ausführen können, um ihre X-Beine loszuwerden und die Beine und den übrigen Körper wieder voll beweglich zu bekommen.
O-Beine
Auch hier gibt es einerseits konstitutionelle oder knöcherne und andererseits funktionelle Varianten. Für die knöchernen Varianten gilt sinngemäß das Gleiche wie oben bei den X-Beinen dargestellt.
Bei funktionellen O-Beinen sind die Oberschenkel im Hüftgelenk außenrotiert, die Unterschenkel nach innen rotiert (wobei die Knie wiederum leicht gebeugt sein müssen) und die Füße supiniert (siehe Fehlstellungen Füße). Der Gelenkspalt am Knie ist außen vergrößert. Die Gewichtsbelastung beim Gehen geht vor allem über die Außenkante des Fußes und die äußeren Zehen. Das kann mit Hohlfuß verbunden sein. In Dauerkontraktion sind vor allem folgende Muskeln: die Hüftaußenrotatoren, Semitendinosus und Semimembranosus, Sartorius, Tibialis posterior und anterior, sowie der Flexor digitorum longus. Funktionelle O-Beine haben wir in der Praxis schon nach Knie-Operationen beobachtet sowie in einem Fall durch zu Einlagen in den Schuhe, die auf der Innenseite der Füße zu hoch gearbeitet waren.
Es gibt auch eine Variante, wo die Supination der Füße fehlt. In diesem Fall setzt sich die Außenrotation im Hüftgelenk bis in die Füße fort. Auch hier ist jedoch das Knie gebeugt und der Unterschenkel nach innen rotiert. Die Knie sind dabei natürlich wieder gebeugt, denn sonst wäre ja keine Innenrotation des Unterschenkels möglich. Man setzt das gestreckte Bein mit der Ferse auf und bewegt im weiteren Verlauf die gebeugten Unterschenkel nach innen. Das Abrollen (wenn man es noch so nennen will) erfolgt über die Außenkante der Fersen und den Großzehenballen. Letzteres ist sehr häufig bei Männern im Startmuster zu beobachten (durch zu viel Fußballspielen?). Wenn es draußen matschig ist, haben Menschen mit diesem Gang regelmäßig Flecken auf der Innenseite der Hosenbeine unten.
Schmerzen gibt es bei funktionellen O-Beinen häufig an den Knien und zwar vor allem auf den Innenseiten (dort entsteht auch bevorzugt die Arthrose und der Meniskusschaden), an den Knöcheln und bei der zweiten Variante auch an den Großzehenballen.
In der Pohltherapie® behandelt man außer den akut schmerzhaften Stellen auch die betroffenen Muskeln bzw. das Bindegewebe / Faszien auf ihnen: die Hüftaußenrotatoren inklusive Sartorius, Semitendinosus und Semimembranosus, vor allem am Knie innen (pes anserinus, womit man gleich den Sartorius noch mit erwischt) und – wo nötig – an den Unterschenkeln die Supinatoren. Im Körperbewusstseinstraining bringt man den Patienten bei, ohne O-Beine zu gehen und das auch zu spüren. Außerdem zeigt man ihnen bestimmte Anti-O-Bein-Übungen. Sind die O-Beine mit Startmuster verbunden, behandelt man diese Fehlhaltung gleich mit, nur dann kommt man zu einer dauerhaften Beseitigung der O-Beine.
Innenrotierte Beine
Insgesamt, also nur vom Hüftgelenk aus, innenrotierte Beine kommen sehr selten vor, manchmal findet man sie bei der vornüber gebeugten Haltung. Meist aber sind bei der vornüber gebeugten Haltung die Beine nur adduziert, sodass die Füße eng zusammen stehen. Allerdings spricht der Umstand, dass es in unserer Sprache den Ausdruck „über den großen Onkel gehen“ gibt, dafür, dass diese Fehlstellung zumindest früher verbreiteter war. Häufiger treten innenrotierte Beine als X-Beine auf (siehe dort).
Auch bei einer Körperschiefhaltung kommen sie vor, und zwar einseitig, vor allem bei den Beckenverdrehungen (siehe unter Traumamuster). Manchmal übersieht man die Innenrotation der Beine, weil diese gleichzeitig außenrotiert sind. Das ist möglich, wenn sich sowohl die Außen- wie die Innenrotatoren der Beine in Dauerkontraktion befinden. Man erkennt solche Beine daran, dass die Rotationsbewegung in beide Richtungen eingeschränkt ist.
In der Pohltherapie® behandelt man natürlich die Innenrotatoren der Beine sowie die Adduktoren und zwar mit Pandiculations, Myogelosen und Bindegewebsbehandlung. Außerdem behandelt man die Fehlstellung, soweit sie sich im Körper fortsetzt. Mit dem Körperbewusstseinstraining macht man den Patienten den Unterschied zwischen innenrotierter und normaler Beinstellung deutlich, sodass er seine Fehlstellung in Zukunft selbst erkennen und korrigieren kann. Außerdem erhalten die Patienten in der sensomotorischen Körpertherapie nach Dr. Pohl® bestimmte somatische Übungen gegen die innenrotierten Beine und gegen die Versteifung insgesamt.
Außenrotierte Beine
Im Gegensatz zu innenrotierten sind außenrotierte Beine sehr häufig. Man erkennt sie daran, dass die Füße beim Gehen und Stehen nicht geradeaus schauen, sondern nach außen. Es handelt sich aber um keine Fußfehlstellung sondern um eine Fehlstellung der Hüftgelenke. Bei außenrotierten Beinen befinden sich nämlich die Muskeln der Hüftaußenrotation, die sich tief innen in den Gesäßbacken befinden, in Dauerkontraktion. Daher ist es für die Betroffenen sehr mühsam bis unmöglich, die Beine in eine gerade Stellung zu bekommen. Außenrotierte Beine sind so häufig wie Kreuzschmerzen, da sie meist mit der weit verbreiteten Hohlkreuzhaltung mit zurück gelegtem Oberkörper einhergehen (siehe Startmuster). Diese Haltung bedingt Kreuzschmerzen. Außenrotierte Beine führen häufig zu Kniebeschwerden und Innenmeniskusschäden.
Beim Ballett gehören außenrotierte Beine zu den Grundstellungen. Manche Balletttänzerinnen (vor allem Amateure) behalten diese Beinstellung auch im Alltag bei, was zu Folgeschäden führt: eingeschränkte Beweglichkeit der Hüftgelenke, Gesäßschmerzen, Kreuzschmerzen, Knieschmerzen.
In der Pohltherapie® behandelt man außenrotierte Beine durch Pandiculation, Muskel- und Bindegewebs- / Faszienbehandlung der Außenrotatoren des Hüftgelenks.
Als Übung lässt man das Bein von der innenrotierten Position in die außenrotierte bewegen. Als Körperbewusstseinstraining lässt man den Patienten mit parallelen Beinen gehen, das Knie vor dem Aufsetzen beugen und den ganzen Fuß aufsetzen. Natürlich kann man ihn auch abwechselnd mit außenrotierten und mit parallelen Beinen gehen lassen.
Außerdem behandelt man in der Pohltherapie® bei außenrotierten Beinen natürlich die damit einhergehende Hohlkreuzhaltung. Nur mit dieser Ganzkörperbehandlung lässt sich ein bleibender Erfolg erzielen.
Die Therapeutenliste enthält die Behandler von Fehlstellungen der Beine.