Die Schiefhaltung
Mit Schiefhaltung ist Seitwärtsneigung, Seitenverkürzung und / oder Verdrehung des Körpers gemeint. Die Betroffenen sind also auf irgendeine Weise schief, die beiden Körperseiten sind ungleich. Die Schiefhaltung ist Hauptursache von einseitigen Schmerzen wie Hüft-, Schulter- und Knieschmerzen sowie von Skoliosen, Beckenschiefstand und Beinverkürzung. Thomas Hanna bezeichnet die Haltung auch als Traumamuster, siehe Hanna Somatics Schmerztherapie mit der Pohltherapie®.
Das Traumamuster hat keinen solchen emotionalen Ausdruckscharakter wie das Stoppmuster oder das Startmuster. Im Alltag ist die Schiefhaltung recht häufig anzutreffen, oft auch in Kombination mit den beiden anderen Grundmustern.
Erkennungsmerkmale bei Schiefhaltung
Die Schiefhaltung erkennt man an folgenden Merkmalen im Stehen:
- Die Schulter wirkt auf einer Seite hinuntergezogen
- Der Oberkörper ist auf einer Seite verkürzt, besonders in der Taille
- Oft sieht man an der Kleidung schiefe Streifen, Knopfleisten, Hosen- und Rockbünde, Gürtel etc.
- Bei manchen Patienten ist der Oberkörper gleichzeitig gedreht, also eine Schulter weiter vorn als die andere
- Auch das Becken kann gedreht sein
- Das Becken steht auf einer Seite höher als auf der anderen (Beckenschiefstand)
- Der Abstand zwischen Becken und Brustkorb ist auf einer Seite geringer
- Der Kopf ist zu einer Seite geneigt und/oder gedreht
- Die Wirbelsäule weist eine seitliche Verkrümmung auf, in Form eines C oder eines S (Skoliose)
- Wirbelsäulenverkrümmung ist besonders beim Vorbeugen des Rumpfes sichtbar
- Die Beine stehen unterschiedlich, meist weist ein Fuß mehr nach außen
- Oft ist die Gewichtsbelastung auf den beiden Beinen unterschiedlich
- Auf der Seite mit der stärkeren Gewichtsbelastung ist das Knie durchgedrückt (eventuell sind hier auch die Muskeln stärker) usw.
- Die Beine wirken unterschiedlich lang (Beinverkürzung, Beinlängendifferenz)
Beim Traumamuster gibt es sehr viel mehr unterschiedliche Möglichkeiten als beim Stopp- und beim Startmuster. Man kann auf verschiedenste Weise schiefgezogen und verdreht sein. Aber auch hier lassen sich wieder exakt die zusammengezogenen Muskel- und Bindegewebspartien bestimmen, die das jeweilige Muster bedingen. So sind die schrägen Bauchmuskeln (die sich in der Taille von vorn bis in den Rücken erstrecken) und der Quadratus-lumborum-Muskel in erster Linie für die Seitwärtsneigung, also die Skoliose der Wirbelsäule verantwortlich.
Akute Schiefhaltung
Akut tritt das Trauma-Spannungsmuster als Schutzreaktion bei Traumen (Verletzungen) auf, und zwar bei
- schmerzhaften Fußverletzungen
- schmerzhaften Knie-, Bein- und Hüftverletzungen
- Hand-, Arm- und Schulterverletzungen
- Arm- und Beinbrüchen
Unwillkürlich beugt man sich in all diesen Fällen mit dem Gewicht von der verletzten Seite weg. So zieht man das verletzte Bein hoch und in den Körper hinein, bewegt den Arm zum Körper hin und beugt den Oberkörper auf dieser Seite. Auch wenn die Verletzung am Fuß (z.B. der Bruch, das Hühnerauge, der eingewachsene Nagel) dann längst abgeklungen ist, behält man die Angewohnheit der zusammen gezogenen Rumpfseite meist bei.
Chronische Schiefhaltung
Dauerhafte Schiefhaltung gewöhnt man sich an bei:
- Gips- und Schienenversorgung nach Brüchen
- Gehen an einer Krücke
- Einseitigem Tragen
- Schiefem oder verdrehtem Sitzen am Arbeitsplatz oder vor dem Fernseher
- einseitig schlechtem Hören oder Sehen
- Unsicherheit auf einem Bein
- Einbeinstand (Standbein / Spielbein)
Ursachen einer Skoliose
Durch einseitige Anspannungen kann eine Skoliose entstehen d.h. eine seitliche Verbiegung der Wirbelsäule, ein Beckenschiefstand und eine Beinverkürzung oder Beinlängendifferenz. Diese Veränderungen in der Stellung der Knochen sind also nicht unveränderbar oder angeboren, sondern sie beruhen auf Verspannungen. Die Muskeln haben die Knochen dahin gezogen, wo sie sich befinden, und halten sie in dieser Position. Man hat keine Skoliose, sondern man hält seine Wirbelsäule unwillkürlich gebogen. Man hat keinen Beckenschiefstand, sondern man hält sein Becken unwillkürlich schief. Man hat kein kürzeres Bein, sondern man hält das Becken auf einer Seite mitsamt dem Bein hochgezogen.
Beschwerden bei Schiefhaltung
Charakteristisch für die Schiefhaltung sind einseitige Beschwerden wie
- Hüftschmerzen (siehe Hüfte)
- Schulterschmerzen (siehe Schultern, Arme, Hände)
- Knieschmerzen (siehe Knieschmerzen)
- Adduktorenschmerzen (siehe Ischias und Beinschmerzen)
- Kopfschmerzen (siehe Kopfschmerzen und Migräne)
- Kieferschmerzen (siehe Kieferbeschwerden)
- einseitige Nacken-, Hals-, Arm-, Rücken, Gesäß-, Bein- oder Fußschmerzen (siehe Nacken, Hals, Rücken, Beine, Füße)
- Außer Schmerzen gibt es auch einseitiges Wegsacken, einen Verlust der genauen Steuerung (siehe Hüfte)
Auch bei Schiefhaltung gilt: Wer davon chronisch betroffen ist, kann sich nicht allein wieder gerade aufrichten. Es gibt nur Pseudokorrekturen durch Anspannen der jeweils anderen Seite. Diese Korrekturen lässt man jedoch bleiben, sobald man nicht mehr daran denkt.
In der Pohltherapie® müssen wir daher mit Pandiculations-, Myogelosen- und Bindegewebs- / Faszienbehandlung zunächst die sensomotorische Amnesie auflösen, damit der Patient seine ursprünglich dauerkontrahierten Muskeln wieder bewusst bewegen und entspannen kann. Siehe ausführlichen Artikel:
Wenn wir auf diese Weise alle an der Schiefhaltung beteiligten Muskeln behandeln, können Skoliose, Beckenschiefstand und Beinverkürzung verschwinden. Der Patient kann wieder gerade und beschwerdefrei werden. Durch spezielle Übungen und das Körperbewusstseinstraining lernt er, es zu bleiben.
Therapeuten der Pohltherapie®, die ein Traumamuster professionell behandeln können, stehen auf der Therapeutenliste.