Schmerzen im unteren Rücken durch überaufgerichtete Haltung
Die weitaus meisten Schmerzen im unteren Rücken sind auf eine bestimmte Körperfehlhaltung zurückzuführen, die von Betroffenen häufig nicht bemerkt wird. Das ist die von Thomas Hanna so genannte Startreflex-Haltung oder auch das Startmuster. Bei dieser Haltung legt man sich mit dem Oberkörper nach hinten, sodass sich der Oberkörper weiter hinten befindet als Becken und Beine. Es entsteht ein Hohlkreuz, das heißt, die Einwärtswölbung (Lordose) des Rückens in der Taille ist bedeutend stärker ausgeprägt als normal. Dieses Zurücklegen kann man nur, indem man die Rückenmuskeln anspannt. Tut man das gewohnheitsmäßig, was häufig unter Stress und anderen Belastungen geschieht, entsteht eine Fehlhaltung in Form einer Dauerkontraktion der Rückenmuskeln. Diese löst sich von alleine nicht mehr, auch im Liegen nicht.
Verkürzung der Rückenmuskulatur und Kreuzschmerz
Typischerweise haben Menschen mit Kreuzschmerzen daher auch im Liegen noch ein Hohlkreuz. D.h. der Rücken bleibt in Rückenlage in der Taillengegend stark gewölbt. Wegen des damit verbundenen Spannungsgefühls ist die Rückenlage bei Menschen mit Schmerzen im unteren Rücken oft sehr unangenehm. Im Stehen ist das Vorbeugen des Oberkörpers besonders schmerzhaft, wenn der untere Rücken unter Dehn-Spannung gerät. Durch die Verkürzung der Rückenmuskulatur kommt man mit solchen Kreuzschmerzen typischerweise beim Vorbeugen nicht mit den Fingerspitzen, geschweige denn mit den Händen auf den Boden. Meist gibt man schon lange vorher auf: man kann den Rücken nicht mehr rund machen, die Rückenmuskeln geben nicht genügend nach. Von der Seite sieht so ein Rücken beim Vorbeugen aus wie ein Brett. Durch die Verkürzung und den Kreuzschmerz fällt es oft schwer, morgens Schuhe und Strümpfe anzuziehen. Schaukelt sich der Schmerz im unteren Rücken allmählich in die Höhe, tun schließlich alle Rumpfbewegungen weh.
Was schmerzt bei Schmerzen im unteren Rücken?
In der Pohltherapie® untersuchen wir zunächst das schmerzende Gebiet und finden Hauptschmerzstellen, die der Patient auch zeigt:
- die Glutäusansätze am Becken hinten und das zugehörige Bindegewebe
- die unteren Rückenstrecker und das Bindegewebe / Faszien auf ihnen
- das Bindegewebe / Faszien auf dem unteren Rücken in der Taillengegend
- das Kreuzbein, auf dem sich ebenfalls Muskelansätze und Bindegewebe / Faszien befinden
Glutäusansätze am Becken hinten und das zugehörige Bindegewebe
Am häufigsten werden die Glutäusansätze gezeigt. Sie befinden sich am Becken hinten oben. Die Glutäen, insbesondere der Glutäus-Maximus-Muskel, sind die großen Gesäßmuskeln, die unserer Hinterpartie die charakteristische Form geben. Es sagt allerdings fast nie jemand, ihm tue der Hintern weh, zumal in der Laienvorstellung nichts davon bekannt ist, dass die großen Gesäßmuskeln so weit oben beginnen.
Für die meisten Menschen beginnt das Gesäß erst da, wo die Pofalte anfängt. Tatsächlich aber sind die Ansätze der großen Gesäßmuskeln diejenigen Stellen am unteren Rücken, von denen die meisten Rückenschmerzen ausgehen.
Manchmal sind nur die obersten Ansätze an den Beckenrändern hinten betroffen, manchmal auch ein breiterer Streifen, oft einschließlich des Kreuzbeins.
Untere Rückenstrecker und das Bindegewebe auf ihnen
Die Rückenstrecker sind große Muskelstränge, die rechts und links parallel zur Wirbelsäule verlaufen, und zwar von oben bis unten. Die längsten von ihnen verbinden das Kreuzbein mit dem Kopf. Die Rückenstrecker setzen sich aus drei verschiedenen kräftigen Muskelsträngen zusammen, die teils nebeneinander, teils übereinander liegen. Sie schmerzen besonders gern im unteren Rücken, im Gebiet der Lendenwirbelsäule, also zwischen hinteren Beckenrändern und dem unteren Ende des Brustkorbs hinten. Sind sie verspannt, kann man in dieser Gegend harte, senkrechte Stränge spüren. Angespannte Rückenstrecker verleihen dem Rücken die charakteristische Hohlkreuzform. Beugt sich jemand mit diesem Spannungsmuster nach vorn, rundet sich der Rücken dort nicht, sondern bleibt gerade wie ein Brett.
Bindegewebe auf dem unteren Rücken in der Taillengegend
Kommt der Rückenschmerz im unteren Rücken hauptsächlich aus dem Bindegewebe des unteren Rückens, so zeigen die Patienten ihren Schmerz gewöhnlich großflächig quer hinten in der Taille. Manchmal erstreckt sich die Fläche auch auf das Kreuzbein und die oberen Glutäen. Auch dieser Schmerz kann einseitig oder beidseitig auftreten.
Eine ausgeprägte Fehlhaltung ist oft nicht so sichtbar, wie wenn die Rückenstreckermuskeln betroffen sind. Am liegenden Patienten (in Bauchlage) kann man sehen, dass sich der untere Rücken beim Atmen nicht bewegt, dass also durch das zu feste Bindegewebe eine Bewegungseinschränkung besteht.
Auch beim Gehen kann man eine Bewegungseinschränkung in dieser Gegend sehen, das Becken wird beim Gehen nicht mit bewegt (dazu bräuchte man den unteren Rücken).
Die Schmerzen im unteren Rücken, die am Kreuzbein auftreten, sind unter Schmerz im Kreuzbein beschrieben.
Behandlung von Kreuzschmerzen bei überaufgerichteter Haltung
In der Pohltherapie® behandeln wir die schmerzenden Stellen am Rücken mit Myogelosen- und Bindegewebsbehandlung den einzelnen Verfahren. Unbedingt erforderlich ist es, außer diesen lokalen manuellen Behandlungen mit den Pandiculations nach Thomas Hanna eine Ganzkörperbehandlung gegen Startmuster durchzuführen. Das Startmuster zieht sich als Fehlspannung durch den ganzen Körper. So sind bei Kreuzschmerzen typischerweise auch die Schultern nach hinten gezogen, die Beine befinden sich in Außenrotation und die Knie sind durchgedrückt. All diese Stellen sind in Dauerkontraktionen erstarrt und das Gehirn lernt bei den Pandiculations nach Thomas Hanna, die einzelnen zugehörigen Muskeln wieder bewusst zu bewegen. Nur wenn man diese Fehlhaltung mitbehandelt, kann man sicher gehen, dass sich die Schmerzen im unteren Rücken nicht immer wieder von neuem einstellen.
Körperbewusstseinstraining für den Rückenschmerzpatienten
Im Körperbewusstseinstraining der Pohltherapie® lernt der Rückenschmerzpatient außerdem die lockere aufrechte Haltung, die er im Alltag einnehmen soll. Er lernt auch, sich wieder so zu bewegen, dass er den Rücken nicht mehr steif hält, sondern ihn in der Alltagsbewegung (z.B. beim Gehen) wieder so einsetzt wie es der natürlichen Bewegung entspricht. Damit lernt der Patient auch, in Stress- und anderen Belastungssituationen nicht mehr in die angespannte Hohlkreuzhaltung zu verfallen, sondern – auch muskulär und bindegewebsmäßig – gelassen zu bleiben. Mit dieser Änderung der Alltagsbewegung bzw. -haltung wird eine dauerhafte Heilung und Vorbeugung von Rückenschmerzen und eine bessere Stressbewältigung erreicht.
Therapeuten, die mit der Pohltherapie® behandeln, finden Sie auf der Therapeutenliste.
Literaturtipp:
Renate Bruckmann und Tilo Mörgen: Rückenschmerzen selbst behandeln mit der Pohltherapie. Mit einfachen Übungen endlich schmerzfrei werden, Knaur MensSana 2021. Der praktische Gesundheitsratgeber vermittelt das Grundverständnis für die gängigsten Rückenbeschwerden und ermächtigt zur wirksamen Selbsthilfe.